Tel Aviv - Bei gewaltsamen Protesten gegen die angekündigte Zwangsumsiedlung von Beduinen in der südisraelischen Wüste Negev sind rund 50 Demonstranten festgenommen worden. Wie ein Polizeioffizier am Sonntag dem staatlichen israelischen Hörfunk sagte, sollten 21 der Festgenommenen Haftrichtern vorgeführt werden, was weitere Zusammenstöße auslösen könne.

Die Proteste hatten am Samstag mit Demonstrationen von Beduinen, unterstützt von anderen israelischen Arabern und Palästinensern, in Israel und im Westjordanland begonnen. Der "Tag des Zorns" richtete sich gegen einen Gesetzentwurf, der die Zwangsumsiedlung von bis zu 40.000 Negev-Beduinen aus mehr als 30 Dörfern ohne Versorgungseinrichtungen in städtische Siedlungen in der gleichen Region vorsieht. Dabei sollen zugleich etwa 700 Quadratkilometer Land konfisziert und anderen Nutzungen zugeführt werden. Das Gesetz soll demnächst vom Parlament verabschiedet werden.

Die größte Kundgebung fand mit mehr als tausend Teilnehmern auf einer zentralen Straßenkreuzung nahe der Ortschaft Hura im Negev statt. "Als ein Teil der Demonstranten Steine auf die Polizei warf, wurde die Versammlung aufgelöst, 13 Polizisten erlitten leichte Verletzungen, 22 Personen wurden dort festgenommen", berichtete Polizeisprecherin Luba Samri. Auch in der nordisraelischen Großstadt Haifa, in der viele Angehörige der arabischen Minderheit leben, kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei und etwa zwei Dutzend Festnahmen.

Weitere gewaltsame Proteste gab es am Damaskustor der Jerusalemer Altstadt. In Nablus im Westjordanland, in Gaza und in weiteren Palästinenserstädten fanden Solidaritätskundgebungen statt.

"Das ist der Versuch einer lauten und gewalttätigen Minderheit, der breiten Bevölkerung eine bessere Zukunft zu verwehren", kommentierte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu und fuhr fort: "Wir werden die Gesetzgebung vorantreiben, um allen Bewohnern des Negev ein besseres Leben zu ermöglichen."

Der 70-jährige Beduinenscheich Makbul Saraja, sagte in Hura der AFP: "Wir wohnen und nutzen diese Böden schon länger, als es den Staat Israel gibt. Wir haben uns an die israelische Justiz gewendet, aber den Eindruck gewonnen, dass Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in Israel nicht für uns gelten."

Bei einer Razzia gegen Palästinenser ohne Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis wurde am Samstag ein junger Mann in der Nähe von Tel Aviv erschossen. Bei einer Ausweiskontrolle auf einem Friedhof habe "unter bisher nicht geklärten Umständen ein Grenzpolizeihelfer auf den illegalen Einwohner geschossen und ihn getötet", sagte Polizeisprecherin Samri. In den israelischen Sonntagszeitungen hieß es unter Berufung auf die Kollegen des Schützen, der Mann habe ein Messer gezückt. (APA, 1.12.2013)