Jetzt haben die Deutschen auch eine Große Koalition - so wie wir bisher und demnächst wieder. Die deutsche SPD kam auf 25,7 Prozent, womit sie es gerade auf das zweitschlechteste Ergebnis ihre Geschichte brachte und fühlte sich am Wahlabend als Verlierer. In Österreich erreichte die SPÖ mit 26,8 Prozent das mit Abstand schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte und fühle sich am Wahlabend dennoch irgendwie als Gewinner, weil wenigstens Platz Eins verteidigt werden konnte, was wohl, sofern nicht noch außerordentliche Überraschungen geschehen, auch für das Kanzleramt reicht.

In Österreich erreichten die rechtspopulistischen Parteien zusammen rund 30 Prozent, was aber niemanden sonderlich aufregte, weil das schon seit rund 15 Jahren unverändert der Fall ist, wenngleich sich die Parteimäntelchen ändern.

In Deutschland erreichte die populistische Alternative für Deutschland beinahe fünf Prozent, scheiterte also knapp am Einzug in den Bundestag, was für aufgeregte Kommentare sorgte.

In Österreich werden zwei Parteien koalieren, die sich hassen. In Deutschland werden CDU und SPD in einem emphatischeren Sinn gemeinsam regieren.

Also, die Differenzen überwiegen die Ähnlichkeiten.

Und jetzt fragen alle: Wird die SPD-Basis, die erstmals in einem Mitgliedervotum entscheiden darf, für die Koalition stimmen? Wird es SPD-Chef Sigmar Gabriel und seiner Führungscrew gelingen, die Parteimitglieder in den unzähligen Versammlungen der kommenden Wochen zu überzeugen? So, dass ein wenig untergeht, welch Demokratie-Revolution das ist, dass die Parteimitglieder entscheiden dürfen, dass sich eine lebendige Debatte entspinnt, und die Mitgliedschaft wirklich das letzte Wort hat.

Aufregend ist das - und toll.