So sieht der Prototyp aus, mit dem der Onlinehändler Amazon den Zustellmarkt revolutionieren will. In Zukunft sollen Pakete auch mit Drohnen zugestellt werden.

Foto: Amazon
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Dieser Postmann klingelt nicht ein-, nicht zwei- und auch nicht dreimal. Der Postmann, von dem hier die Rede ist, ist in Wahrheit ein Minifluggerät, eine sogenannte Drohne. Und wieder einmal ist es Jeff Bezos, der Gründer des weltgrößten Online-Handelshauses Amazon, der jetzt die Zustellbranche durcheinanderwirbeln will.

Wie Bezos dem US-Sender CBS sagte, arbeitet Amazon daran, in einigen Jahren Pakete mit automatischen Drohnen zuzustellen. Einen Namen für die Dienstleistung gibt es schon: "Prime Air". Die Idee sei, dass die Fluggeräte bestellte Waren binnen 30 Minuten zum Käufer bringen. Die Dienstleistung selbst dürfte für kleine und besonders zeitkritische Bestellungen auf kurzen Distanzen maßgeschneidert sein: Die achtmotorigen Drohnen könnten Waren mit einem Gewicht von bis zu 2,5 Kilo transportieren und pro Lieferung rund 16 Kilometer zurücklegen, sagte Bezos.

"Kein Thema"

Für die Österreichische Post sind Drohnen "kurz- bis mittelfristig kein Thema", sagte Konzernsprecher Michael Homola auf Anfrage des Standard. "Was langfristig sein wird, kann niemand vorhersagen." Amazon ist ein sehr großer Kunde der heimischen Post. Vor Weihnachten nehme das Volumen noch um eine Dimension zu. Homola: "Wir pflegen eine intensive Zusammenarbeit. Amazon bereitet alles so vor, dass wir die meisten Pakete im Zeitabstand von einem Tag zustellen können."

Bedarf

Neben rechtlichen und logistischen Aspekten, die noch abgeklärt werden müssten, sei fraglich, ob es in Österreich tatsächlich einen Bedarf für eine Zustellung innert einer halben Stunde gebe. Derzeit sehe man nicht, dass jemand bereit sei, unverhältnismäßig viel Geld für eine zugegeben extrem schnelle Zustellung zu bezahlen.

Wie viel die fliegende Dienstleistung kosten werde, hat Amazon-Gründer Bezos bisher nicht verraten. Er gibt zu, dass das Geschäftsmodell noch in Entwicklung ist und der erfolgreiche Start von einigen Unwägbarkeiten abhängt. Weitere Tests seien notwendig, und vor allem - die Zulassung der US-Luftfahrtbehörde FAA steht noch aus. Er rechne allerdings damit, die Zustelloption "in vier bis fünf Jahren" anbieten zu können, sagte Bezos in der CBS-Sendung 60 Minutes.

Luftfahrtbehörde gefragt

Österreichs Post nimmt Pakete bis zu einem Gesamtgewicht von 31,5 Kilo entgegen. Das Durchschnittsgewicht der zugestellten Pakete liegt bei 4,5 bis fünf Kilo. Daraus lässt sich ableiten, dass ein erklecklicher Teil der von der Gelben Post zugestellten Pakete in der auch von Amazon ins Auge gefassten Bandbreite bis zu 2,5 Kilo liegt.

Wie die US-Luftfahrtbehörde Federal Aviation Administration angesichts der gerade in den USA verbreiteten Terrorangst das Ansinnen von Amazon bezüglich der Drohnen beurteilt, ist fraglich. In Österreich wie auch in Deutschland jedenfalls dürfte es schwierig werden, bei der Paketzustellung auf Drohnen zurückzugreifen. Die deutsche Luftverkehrsordnung verlangt, dass der Pilot sein Gerät stets im Blick haben muss.

Ähnliches sieht auch das erst heuer novellierte österreichische Luftfahrtgesetz vor. Erstmals wurden gesonderte Bestimmungen für den Betrieb und den gewerblichen Einsatz von unbemannten Luftfahrzeugen sowie strenge Kriterien für die Betriebssicherheit und den Datenschutz festgelegt. Drohnen müssen "grundsätzlich denselben Anforderungen entsprechen wie bemannte Luftfahrzeuge". Das heißt, wer ein solches Luftfahrzeug steuert, braucht einen Pilotenschein, es ist eine Lufttüchtigkeitszertifizierung nötig, und die Luftverkehrsregeln für die zivile bemannte Luftfahrt müssen eingehalten werden. Prüfinstanz ist die Austro Control. (Günther Strobl, DER STANDARD, 3.12.2013)