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Hubsi Kramar: kein Geld für Nostalgieschinken!

Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

Herr Bürgermeister, Sie haben Ihre Mitarbeiter nicht mehr im Griff!

Nach den unlängst bekanntgegebenen Entscheidungen des Kulturstadtrates Andreas Mailath Pokorny kann man nur mehr mit Entsetzen den Kopf schütteln. Eine Erhöhung des Budgets der Vereinigten Bühnen Wiens um 4,9 Millionen Euro? Das ist ein kommerzieller Betrieb, der anderswo profitabel und privatwirtschaftlich geführt wird, der mit unglaublich seichten Musiktheaterveranstaltungen - wie zurzeit Natürlich Blond, einem chauvinistischen Machwerk ersten Ranges, oder dem Nostalgieschinken Elisabeth - nun wirklich keine Berechtigung für eine Kunstförderung hat.

Tiefe Verletzung

Das ist ein menschenverachtender Schlag ins Gesicht eines Großteils der Kunst- und Kulturschaffenden Wiens, die seit Jahren immer weniger bekommen. Und es ist natürlich auch eine weitere tiefe Verletzung von Menschen, denen die SPÖ noch etwas gegolten hat.

Und dann verhöhnt Herr Pokorny die Kritiker in einer Ö1-Radiokultursendung noch im Zusammenhang mit diesem Skandal mit den besonders untergriffigen Worten: "... die in Wien übliche Neidgesellschaft ...". Offensichtlich weiß er nicht, was in dieser Stadt los ist, wie prekär es für viele Kunstschaffende in der Kulturstadt Wien aussieht.

Oder die Installierung einer neuen Intendantin des Wiener Volkstheaters, die zwar eine gute künstlerische Leiterin eines großen Theaterbetriebes sein mag. Aber welcher Teufel der Fantasielosigkeit reitet denn da die SPÖ-Kulturverantwortlichen Wiens? Warum nicht endlich eine Intendantin, die ein für Wien gesellschaftspolitisch aufregendes Theater bietet?

Frau Anna Badora, die zukünftige Leiterin, hat verkündet, dass es ihr besonders wichtig sei, dass Premieren im Volkstheater unter ihrer Verantwortung ein gesellschaftliches Ereignis sein sollen. Na danke, da werden sich die Seitenblicke und der Boulevard aber freuen.

Dem Theater einen Sinn

Geht es nicht darum im Theater, die Spannungsverhältnisse einer Stadt, deren Volk wir alle sind, abzubilden und damit vor allem dem Volks-Theater endlich einmal seinen eigentlichen Sinn einer Reinigung zu geben?

Reinigen wir diese Stadt von dem ganzen Kulturmüll, der nur zudeckt und verharmlost! Daher, Herr Bürgermeister Häupl, wenn Sie das alles nicht sehen oder nicht sehen wollen, wenn es Ihnen egal ist, in welch üblen Kanälen das Geld verschwindet, dann treten Sie zurück! (Hubert Kramar, DER STANDARD, 3.12.2013)