Das städtische Zentrum von Baton Rouge würde im alten Teil der Gemeinde bleiben, wo der Anteil der sich als "black" bezeichnenden Einwohner von 55 auf mehr als 80 Prozent steigen würde.

Foto: U.S. Army Corps of Engineers Digital Visual Library/Wikimedia (Public Domain)

Ursprünglich sollte in Louisianas Hauptstadt Baton Rouge nur ein neuer Schulbezirk entstehen. Die Idee einer stärkeren Autonomie der wohlhabenden südlichen Stadtteile gewann unter den dortigen Bewohnern aber bald an Dynamik. Obwohl der Antrag auf den Schulbezirk mehrfach abgewiesen wurde, fordern die Bürger nun auf institutioneller Ebene die völlige Abspaltung von Baton Rouge. Auf der Fläche soll die Stadt St. George gegründet werden.

Mehr als 100.000 der derzeit 230.000 Einwohner Baton Rouges würden dann in der neuen Gemeinde, Louisianas fünftgrößter Kommune, leben. Die sozioökomischen Eckdaten lassen die Alarmglocken im Rathaus schrillen: In St. George wären die Arbeitslosenrate und die Zahl der Sozialhilfeempfänger weniger als halb so hoch wie derzeit in Baton Rouge, das durchschnittliche Haushaltseinkommen würde um 51 Prozent steigen. Im Umkehrschluss würden sich alle Kennzahlen in den verbliebenen nördlichen Stadtteilen massiv verschlechtern.

Auch entgangene Steuervorschreibungen für zwei große Einkaufszentren, die dann in St. George lägen, hätten starke Auswirkungen auf den Gemeindeetat von Baton Rouge – insgesamt, so rechnen Ökonomen der Louisiana State University vor, wäre das Defizit der alten Stadt jährlich um 53 Millionen US-Dollar größer als bisher.

"Reiches, weißes, vorstädtisches St. George"

Die Abspaltungstendenzen bergen laut den Wissenschaftern aber noch ein weiteres brisantes Detail: Laut United States Census Bureau, das mit den demografischen Daten auch die ethnische Zugehörigkeit erhebt, zählen sich innerhalb der jetzigen Stadtgrenzen 55 Prozent der Bevölkerung zum schwarzen und 40 Prozent zum weißen Anteil. In der neuen Gemeinde würden die Bewohner, die bei der Volkszählung das Feld "White" angekreuzt haben, auf einen Schlag mit 70 Prozent die Bevölkerungsmehrheit stellen. Nur 23 Prozent der Bürger St. Georges wären Angehörige der dann schwarzen Minderheit. Der asiatischstämmige Einwohneranteil würde von derzeit drei auf vier Prozent wachsen. Auch das Durchschnittsalter würde leicht steigen. 

Viele der Bewohner der nördlichen Stadtteile sind erst nach dem verheerenden Hurrikan Katrina im Jahr 2005 ohne Hab und Gut aus der rund 100 Kilometer südöstlich gelegenen Metropole New Orleans zugezogen. "Der Vorschlag würde ein armes, schwarzes, urbanes Baton Rouge und ein reiches, weißes, vorstädtisches St. George schaffen", analysiert ein Autor der Nachrichtenseite "The Raw Story". 

Millionen für Verbesserungen

Diese Befürchtungen teilen die Befürworter nicht: "Es ist typisch, dass man nur die Kommentare hört, die versuchen, Angst zu schüren", sagt Norman Browning, einer der Fürsprecher. Vergangene Woche gab die Initiative bekannt, bereits die Hälfte der für eine Bürgerabstimmung notwendigen 18.000 Unterschriften gesammelt zu haben.

"Wenn sie sich von Baton Rouge lossagen, wird das Auswirkungen auf alle haben", sagte Stadträtin C. Denise Marcelle zur Lokalzeitung "The Advocate": "Wir haben Millionen für Verbesserungen und Verkehrserleichterungen dort draußen ausgegeben, und jetzt wollen sie ihre eigene Stadt sein?" (mcmt, derStandard.at, 5.12.2013)