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Costa do Sauipe ist bereit.

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In diesem Zelt werden die acht Gruppen für die WM 2014 ausgelost.

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Die Bühne für die angekündigte Mega-Show steht.

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Costa do Sauipe - Am Freitag blickt die Fußballwelt gespannt und mit etwas Wehmut nach Costa do Sauipe, einem am Meer gelegenen Kurort in der Nähe von Salvador da Bahia in Brasilien, 1.565 km von Rio de Janeiro entfernt. Während hierzulande Väterchen Frost für bärige Nikolausstimmung sorgt, steht in dem paradiesischen Ort die Gruppen-Auslosung (17 Uhr/MEZ auf ORF eins) für die WM-Endrunde 2014 bei angenehmen Temperaturen auf dem Programm.

Eine 90-minütige Live-Show soll hunderte Millionen Zuschauer vor die TV-Geräte locken, so hofft es zumindest FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke. Insgesamt 5.000 Gäste, darunter Pelé, Zinedine Zidane oder Lothar Matthäus, werden in Costa do Sauipe erwartet. Durch die Auswahl der Moderatoren für die Zeremonie, bei der zwei afrobrasilianische Kandidaten übergangen worden sein sollen, sieht sich die FIFA mit Rassismusvorwürfen konfrontiert, weil die ethnische Zusammensetzung nicht entsprechend repräsentiert wird. Laut der Zeitschrift "Veja" sollen das brasilianische Model Fernanda Lima und ihr Ehemann Rodrigo Hilbert, Schauspieler, TV-Moderator und Model durch die Show führen.

Aufregung um Topfbelegung

Selecao-Teamchef Luiz Felipe Scolari, seine 31 Trainerkollegen und die ballesterisch interessierte Welt werden jedenfalls am Freitag erfahren, wer im Juni auf wen trifft. Für große Aufregung sorgte schon im Vorfeld die Besetzung der Lostöpfe. Erstmals zog die FIFA für die Ermittlung der acht Gruppenköpfe die Weltrangliste (vom 17. Oktober) heran. Neben Großmächten wie Brasilien, Spanien, Argentinien, Deutschland oder Uruguay schafften somit auch Belgien, Kolumbien und die Schweiz den Sprung in Topf eins.

Andere Kaliber wie Vizeweltmeister Niederlande oder der Weltmeister von 2006, Italien, wandern in die Regionaltöpfe und könnten für regelrechte Horrorgruppen sorgen. So könnte Brasilien in eine Gruppe mit Italien, Frankreich und den USA kommen.

Brasiliens Trauma von 1950

Die Vorfreude in dem fußballverrückten Land ist groß. Die letzte Heim-WM stieg 1950, damals bezog die favorisierte Selecao eine völlig unerwartete und traumatisierende 1:2-Finalniederlage gegen den kleinen Nachbarn Uruguay. Die Zahl der Zuschauer, die das Endspiel im legendären Maracana-Stadion damals mitverfolgten, gilt als nicht gesichert, sie schwankt zwischen 173.850 und 203.850.

64 Jahre nach der Schmach ist der fünfmalige Weltmeister von 1958, 1962, 1970, 1994 und 2002 natürlich nicht um vornehme Zurückhaltung bemüht. "Wir werden Weltmeister", sagt deshalb Teamchef Scolari, der 2002 Brasiliens letzten Titel in Südkorea und Japan mitverantwortete. Hexacampeao - Titel Nummer sechs - ist das angestrebte Ziel für das Team um Barcelona-Star Neymar.

Große Ticketnachfrage

Der Run auf die WM-Tickets ist enorm, mehr als eine Million Eintrittskarten sind bereits vergeben, in Summe werden rund drei Millionen Tickets verkauft. Damit die Fans das Fußballfest genießen können, verspricht die Regierung keine Wucherpreise für Hotels zu dulden und die infrastrukturellen Probleme rechtzeitig zu lösen.

Auf die Teams kommt bei dieser Endrunde ein neuer nicht zu unterschätzender Belastungsfaktor hinzu, zumal es zu langen Flugreisen in unterschiedliche Klimazonen kommen wird. "Wer die Bedingungen nicht annimmt, hat schon verloren", warnte DFB-Teamchef Joachim Löw.

Stadiensorgen

Die Befürchtungen, die Stadien könnten nicht zeitgerecht fertig werden, sind weitgehend ausgeräumt. Sorgen bereitet allerdings die Arena der Corinthians in Sao Paulo, in der am 12. Juni die WM eröffnet werden soll. Nach dem Unglück, bei dem das Dach teilweise einstürzte und zwei Arbeiter starben, wurden die Bauarbeiten am Montag teilweise wieder aufgenommen. Laut Baufirma Odebrecht habe das 300-Millionen-Euro-Stadion keinen strukturellen Schaden genommen und die FIFA ist bereit, eine Verzögerung der Fertigstellung bis Anfang Februar zu akzeptieren. Einen Plan B soll es nach Informationen der Tageszeitung "Folha de São Paulo" nicht geben.

Mit großer Sorge blicken Turnier-Verantwortliche auf die Demonstrationen während des Confed-Cups zurück. Preiserhöhungen und Korruption sorgten im Sommer für Unmut unter der brasilianischen Bevölkerung. Schockierende Bilder und Berichte von gewaltvollen Protesten brachten Brasilien und dem Weltverband Kritik ein. Ähnliche Vorfälle im kommenden Sommer wären ein Desaster für das Hochglanzprodukt der FIFA. (Thomas Hirner, derStandard.at, 3.12.2013)