Chicago - Am Brigham and Women's Hospital in Boston (US-Staat Massachusetts) wurde in den vergangenen zwei Jahren vier Menschen ein komplett neues Gesicht transplantiert. Dabei erhielten die - durch ihre dramatischen Verletzungen entstellten - Patienten Gewebe von Organspendern, erklärten Experten auf der Jahrestagung der Radiologischen Gesellschaft von Nordamerika (RSNA) in Chicago.

Während der Operation verbinden Chirurgen die Arterien und Venen des Patienten mit denen des Spendergewebes. "Experten haben bislang angenommen, das Blut fließe bei den Patienten lediglich durch diese Verzweigungen", erläutert Frank Rybicki vom Brigham and Women's Hospital. Nun konnten der Mediziner und sein Kollege Kanako Kumamaru einen Vorgang beobachten, den sie Kollateralisation nennen. Dabei verlängern und weiten sich bestehende Blutgefäße und bilden neue Netzwerke untereinander.

Bessere Planung von Gesichtstransplantationen

Auch Gefäße, die eher mit der Blutversorgung von hinteren Kopfteilen in Zusammenhang gebracht werden, spielen offenbar eine Rolle dabei, wie gut sich die Blutbahnen neu organisieren. Die Forscher folgern, dass vor einer Transplantation auch überprüft werden muss, ob diese Gefäße normal arbeiten. Das Team erhofft sich dadurch, Gesichtstransplantationen zukünftig besser planen zu können. Für die Untersuchungen verwendeten die Radiologen eine computertomografische Methode, mit der die Gefäßdurchblutung erfasst werden kann.

Die ersten großflächigen Gesichtstransplantationen erfolgten Mitte der 2000er-Jahre. So bekam eine Französin im Jahr 2005 einen Teil eines Gesichts verpflanzt, nachdem sie von einem Hund angefallen worden war. (APA/red, derStandard.at, 4.12.2013)