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Eine ausgebildete Kindergartenpädagogin betreut in Finnland sieben Kinder. In Österreich liegt der Schnitt bei 1:24.
Wien - Wie muss eine Kindergartenhelferin ausgebildet sein? Reicht für 25 Zwergerln eine Pädagogin? Was darf die Betreuung Eltern kosten? In Österreich sind diese Fragen Ländersache. Laut einer von der Arbeiterkammer (AK) in Auftrag gegebenen Studie des Instituts für Kinderrechte und Elternbildung hat das negative Folgen. Die AK fordert daher einheitliche Qualitätsstandards für die Kinderbetreuung.
Für das Thema sollte künftig ein Ministerium zentral zuständig sein, sagte AK-Präsident Rudi Kaske am Mittwoch bei der Studienpräsentation. In den in die vergleichende Studie einbezogenen Ländern Frankreich, Italien, Polen, Dänemark und Finnland ist das Bildungs- oder das Sozialministerium zuständig. Nur in Deutschland (in der Studie wurde Baden-Württemberg herangezogen) und Österreich sind die Kindergärten Ländersache. Länder und Gemeinden könnten zwar gut den Bedarf erheben, heißt es in der Studie, doch gewisse Standards sollten bundesweit gelten.
Laut OECD-Vorgaben wäre es wichtig, "dass bei dezentralen Systemen eine nationale Gesetzgebung die Vorgaben für die Bereiche Zugang, pädagogische Ziele, Personalqualifikation, Betreuungsschlüssel und Elternbeiträge klar definiert", heißt es in der Studie. Kaske sieht hier einigen Nachholbedarf.
- Beim Betreuungsschlüssel zeigt sich, dass im Österreich-Schnitt auf eine Fach- oder Hilfskraft 13 Kinder kommen. Rechnet man nur die Zahl der Kindergartenpädagoginnen, liegt der Schlüssel bei 1:24 - weit weg von der Empfehlung des Network on Childcare, wonach eine Betreuungskraft auf maximal 15 Kinder schauen soll (in Finnland beaufsichtigt eine Fachkraft sieben Kinder).
- Die vorgeschriebene Gruppengröße liegt zwischen maximal 20 Kindern in Tirol und 25 in Wien, Kärnten, Niederösterreich, Burgenland und der Steiermark.
- Für das unterstützende Personal ist laut Studie in Wien, Salzburg, Tirol und Vorarlberg gar keine Ausbildung gesetzlich festgeschrieben. Dabei arbeiten Kindergartenhelferinnen laut Karin Samer von den Wiener Kinderfreunden stark betreuend mit, denn: "Der Fachkräftemangel wäre nicht ohne Assistentinnen abzufangen." Österreich bräuchte demnach mindestens 900 zusätzliche Kindergartenpädagogen.
- Nur bessere Arbeitsbedingungen und eine höhere Entlohnung könnten dem Mangel laut Gewerkschaften entgegenwirken. In Italien, Frankreich und Polen erhalten Kindergartenbetreuer laut der Studie etwa gleich viel Einstiegsbruttogehalt wie Lehrer, in Österreich rund 200 Euro weniger.
- Der Besuch des Kindergartens ist in allen Bundesländern dank 15a-Vereinbarung im Jahr vor der Schulpflicht gratis (20 Stunden). Darüber hinaus sind die Regelungen für Elternbeiträge laut Studie "äußerst heterogen" und daher nur bedingt vergleichbar. Die AK fordert von der nächsten Regierung ein zweites verpflichtendes Gratiskindergartenjahr. (Gudrun Springer, DER STANDARD, 5.12.2013)