Die beiden Stromer sind preislich inzwischen auf einem interessanten Niveau angelangt. Ankommen selbst ist so eine Sache, man muss noch immer zittern

Die Fahrt beginnt mit einer Vollbremsung. Nur mit durchgedrücktem Bremspedal nämlich lässt sich das Elektroauto starten. Hat man das gecheckt und überrissen, dass der Motor selbst bei größter Beanspruchung keinen Mucks macht, dann ist man angekommen in der Welt der Elektromobilität. Das gilt für den Nissan Leaf genauso wie für den Zoe von Renault.

Foto: der standard/fischer

Der Leaf (engl. für Blatt) scheint wie geschaffen für ein Familienquartett, das in der Stadt oder im Speckgürtel wohnt und nicht besonders viele Kilometer am Tag herunterspulen muss. Das Raumgefühl im Leaf ist angenehm, Platz für eine fünfte Person vorhanden. Zu fünft wird's aber eher unbequem.

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Der Kofferraum ist in der neuen Leaf-Generation, die für Europa im britischen Sunderland vom Band rollt, auf 370 Liter vergrößert worden. Ermöglicht wurde dies durch Verlagerung des Lademoduls vom Heck- in den Frontbereich, wo auch der 80 kW (109 PS) starke Wechselstrom-Synchronmotor seinen Platz hat.

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Bei der Leistung überzeugt der Leaf ebenfalls: In 11,5 Sekunden ist das immerhin 1,5 Tonnen schwere Auto von 0 auf 100. Mit einem Einstiegspreis von 23.390 Euro (zuzüglich 79 Euro Batteriemiete pro Monat) ist der Japaner inzwischen auch für breitere Bevölkerungskreise erschwinglich. Inklusive Batterie kostet das Auto 29.290 Euro.

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Halb so schlimm, wenn nicht ständig die Angst mitfahren würde, ob man auch ankommt, wo man hinmöchte. Nissan verspricht zwar 200 km Reichweite, im Praxistest waren es freilich maximal 148 km, die am Armaturenbrett selbst nach stundenlangem Laden der Batterie aufleuchteten. Das lag - zugegeben - am Fahrstil.

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Im Eco-Modus werden Motor und Klimaanlage gedrosselt, und bei jedem Bremsvorgang wird noch mehr Energie rekuperiert als sonst üblich. Andererseits macht Fahren ohne gedrückte Eco-Taste eindeutig mehr Spaß.

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Das gilt übrigens auch für den Renault Zoe.

Foto: der standard/cremer

Im Gegensatz zum Miniauto aus Frankreich verleitet der größere Japaner auch zu Ausflügen aufs Land. Spätestens nach 70 km sollte man aber tunlichst ans Umkehren denken. Außer man ist sich sicher, dass in der Nähe eine Ladestation steht.

Foto: renault

Anders als beim Tanken muss beim Schnellladen zumindest eine halbe Stunde einkalkuliert werden. Normalladen dauert bis zu zwölf Stunden. Bleibt man stehen, hilft nur noch der Abschleppwagen.

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Mit dem Zoe (ab 20.780 Euro plus 79 Euro Monatsmiete für Batterie) kommt man weniger auf die Idee, eine ausgedehnte Landpartie zu unternehmen. Der Name geht zurück auf das antike Griechenland und bedeutet "Leben". Stadtleben wäre im vorliegenden Fall treffender. Der Elektromini von Renault ist nicht zuletzt aufgrund seiner Maße (kaum länger als vier Meter, 338 Liter Fassungsvermögen im Kofferraum, erweiterbar auf 1225 Liter durch Umlegen der hinteren Sitzbank) das ideale Auto für die Stadt, das in (fast) jede Parklücke passt. Mit seinen 88 PS macht sich der Zoe an der Ampel flugs davon.

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Mit einer Batterieladung schafft der Wagen im Durchschnitt 120 km. Spätestens dann heißt es Ausschau halten nach einer Ladesäule, in die der mehrpolige Typ-2-Stecker passt. Zwei Ladestationen der Wien Energie stehen in einer windigen Ecke der Spittelau, wo man nachts lieber nicht allein unterwegs ist. Einen normalen 220-Volt-Stecker verspricht Renault für Anfang 2014. Dann kann man das Auto auch zu Hause aufladen, bequem und ohne Angst. (Günther Strobl, DER STANDARD, 6.12.2013)

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Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

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