Heimo Halbrainer: Menschenrechts- und Forscherpreisträger.

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Wenn man in Graz wissen will, wem das eigene Haus vor der NS-Zeit gehörte oder was Herr XY im Krieg gemacht hat, wenn das Schauspielhaus ein Stück über den Todesmarsch am Präbichl machte oder die ehemalige Kapfenberger Bürgermeisterin den Namen eines Widerstandskämpfers für eine Straßenumbenennung suchte: Erste Anlaufstelle war und ist Heimo Halbrainer. Der 50-jährige Historiker ist seit Jahrzehnten ein unermüdlicher Forscher, Rechercheur und Kämpfer gegen das Vergessen.

Bescheiden und mit einer angenehmen Mischung aus Ernsthaftigkeit und Humor im persönlichen Umgang hat Halbrainer die Geschichte des steirischen Widerstandes und der Nachkriegsjustiz zu großen Teilen aufgearbeitet - in über 30 Publikationen.

Junger Professor begeisterte

Das Thema hat ihn während des Studiums in den 1980er-Jahren gepackt. Grund war ein "ganz junger Professor, der damals nach Graz kam und mich begeisterte": der Historiker Helmut Konrad, später Rektor der Karl-Franzens-Universität Graz. Aber auch viele andere sorgten dafür, dass Halbrainer die NS-Zeit, ihre Täter, ihre Opfer und ihre Helden nie losließen: "Ich habe Menschen kennengelernt, die mir ihre Geschichte anverantwortet haben", erinnert er sich. "Immer wieder sagten sie: ,Aber das weiß ja niemand.'"

Das änderte Halbrainer. Er gründete mit Kollegen 1996 den Geschichtsverein Clio und organisierte - auch als Mitarbeiter am Institut für Österreichische Rechtsgeschichte und am Centrum für Jüdische Studien der Uni Graz - zahlreiche Projekte. Etwa die Ausstellung zum Architekten Herbert Eichholzer, dem ermordeten Widerstandskämpfer und Mitstreiter Margarete Schütte-Lihotzkys.

Erzherzog-Johann-Forschungspreis

Halbrainer wuchs in Zeltweg als Sohn einer Hausfrau und eines Schlossers auf und begann das Studium mit 23 Jahren. Davor besuchte er die HTBL in Kapfenberg und arbeitete ein paar Jahre als Elektrotechniker. Ein sorgfältiger Handwerker blieb er bei der Beantwortung der Frage, "warum eigentlich unsere Zweite Republik gegründet wurde: Weil Frauen und Männer im Widerstand wesentlich dazu beigetragen haben."

Halbrainer, der am Freitag den Erzherzog-Johann-Forschungspreis des Landes Steiermark und am Dienstag den Menschenrechtspreis der Stadt Graz erhält, liebt privat das ausdauernde Laufen. Er lebt mit seiner Frau, einer Lehrerin, und zwei Söhnen (15 und 20) in Graz. (Colette M. Schmidt, DER STANDARD, 6.12.2013)