Es ist Zeit, Bilanz zu ziehen. Nicht nur, weil wir wieder einmal mit großen Schritten auf ein Jahresende zulaufen, wo es, so scheint es, ohne das große Bilanzziehen nirgendwo mehr geht. Vor ziemlich exakt einem Jahr habe ich an dieser Stelle Patchwork-Kolumnmen-technisch und kleinlaut meine Sorge geäußert, wie das wohl (post-Scheidung) sein wird ohne das große Kind Weihnachten zu feiern, um mich gleich mit der österreichischen Statistik zu trösten, dass ich damit bei weitem nicht alleine bin. Nur soviel: Es ist überraschend gut gegangen. Damals, vor einem Jahr. Gefühlt ist das eine Ewigkeit her. So ein Jahr ist eben ganz schön lange, wenn es auch schnell vergeht.

Emotionstechnisch

Eine solche Rückschau hat ja, ungeachtet dessen, was da konkret alles hinter einem liegt, immer etwas Positives: Woher sind wir gekommen? Wohin sind wir gegangen? Und ist es jetzt besser? Konzerne und Firmen machen das, ja müssen es, zumindest finanztechnisch: Zahlen wieder erreicht? Plansoll erfüllt? Wie schauen die nächsten Ziele aus? Da frage ich mich: Warum machen das Familien nicht auch? Weniger finanz-, vielmehr emotionstechnisch. Das muss ja nicht gleich in einen Workshop ausarten, aber sich ab und an zusammenzusetzen, innezuhalten und durchzuatmen, das wäre angesagt. Leute, wo stehen wir? Geht es uns gut? Was haben wir vor? Für Patchwork-Familien wäre so eine verordnete Jahres-Bilanz auch keine ganz schlechte Idee: Sind alle Beteiligten noch zufrieden? Funktioniert die Kommunikation? Passt das aktuelle Modell? Soll sich etwas ändern? Und wenn ja, was? Falls Sie das alles für eine überzogene Vorstellung halten: So ein Wunsch ans Christkind wird wohl angesichts der Jahreszeit noch erlaubt sein. Ansonsten bin ich ohnehin wunschlos glücklich. Das Kind sitzt nämlich dieses Jahr unter meinem Weihnachtsbaum. Genau. Alle zwei Jahre wieder. (Mia Eidlhuber, derStandard.at, 08.12.2013)