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Räumte in Berlin vier Filmpreise ab - der italienische Regisseur Paolo Sorrentino.

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Catherine Deneuve bekam in Berlin einen Preis für ihr Lebenswerk; der spanische Regisseur Pedro Almodóvar wurde für seinen Beitrag zum Weltkino prämiert.

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Über die österreichischen Gewinnaussichten machte Anke Engelke, die Moderatorin des Europäischen Filmpreises, gleich zu Beginn mit einem Witz alles klar: Dieses Jahr sei es nämlich ausnahmsweise so, dass Michael Haneke nicht in allen wichtigen Kategorien gewinnen würde. Ein wenig kleiner dimensioniert als in der Vergangenheit - der Preis macht alle zwei Jahre in Berlin Station - konnte man am Samstagabend im Haus der Berliner Festspiele nun daran gehen, Überraschungssieger zu küren. Das europäische Kino kann in Zeiten massiver Budgetkürzungen schließlich ein wenig glamouröse Aufmerksamkeit gut gebrauchen.

Es wurde jedoch schnell deutlich, dass sich die Krise nicht unter den roten Teppich kehren ließ. Pedro Almodóvar, der neben Catherine Deneuve eine Auszeichnungen für sein Lebenswerk erhielt, machte nach einem von etlichen seiner Stammschauspieler gehaltenen Ständchen gleich auf die prekäre Situation in Spanien aufmerksam. Trotz einer "fürchterlichen Kulturpolitik" (gemeint sind Subventionskürzungen von rund 35 Prozent) stellten gerade junge Filmschaffende im laufenden Jahr Einfallskraft und Widerstandsgeist unter Beweis.

Ähnlich dramatisch klang der Appell von Nicola Giuliano, dem Produzenten von Paolo Sorrentinos La grande bellezza, der mit vier Preisen (darunter bester Regisseur, bester Film und, mit Toni Servillo, bester Hauptdarsteller) durchaus überraschend zum großen Sieger wurde. Giuliano sprach die breite Verunsicherung an, die in der Filmbranche momentan herrsche. Unter diesem Blickwinkel erschien die Entscheidung für Sorrentinos Film durchaus stimmig, stellt die Arbeit um einen Journalisten, der auf die Exzesse seines Gesellschaftslebens zurückblickt, doch auch eine Reverenz an das europäische Autorenkino einer früheren Generation dar.

Der konstruktive Blick in die Zukunft dagegen wollte sich auf der Gala nicht so recht einstellen. Die neu eingeführte Kategorie der besten Komödie (eine unsinnige Auftrennung, die man offenbar von den Golden Globes übernommen hat) ist kein rechtes Signal. Die rumänische Produzentin Ada Solomon, für ihr Engagement für couragierte Produktionen wie den Berlinale-Sieger Child's Pose mit dem Prix Eurimages gewürdigt, formulierte es treffend: Ihr gehe es mit den Filmen darum, einer gegenwartsbesessenen Zeit etwas entgegenzusetzen, das länger Gültigkeit hat. Ähnliches hätte man gern öfter gehört.

Der Aktualität hinterher

Bedauerlich ist überdies, dass der Europäische Filmpreis der Aktualität ein wenig hinterherhinkt. Neuere Produktionen sind bei den Nominierungen offenbar im Nachteil gegenüber solchen, die bereits im Kino verwertet wurden. Dennoch erscheint es absurd, dass der Shooting-Star des Jahres, Adèle Exarchopoulos, die großartige Hauptdarstellerin aus Abdellatif Kechiches La vie d'Adèle, nicht nominiert war, der Film aber schon.

Als beste Schauspielerin wurde jedenfalls Veerle Bartens aus Felix van Groeningens Ehedrama The Broken Circle Breakdown prämiert. Joshua Oppenheimer erhielt für The Act of Killing, der die Massenmorde von 1965 in Indonesien aus der Perspektive von Tätern thematisiert, den Preis für den besten Dokumentarfilm - dieser Film ist in Österreich noch ohne Verleih. Und einen Preis für eine heimische Produktion gab es dann doch: Matz Müller und Erik Mischijew wurden für das beste Sounddesign in Urich Seidls Paradies: Glaube ausgezeichnet. (Dominik Kamalzadeh aus Berlin, DER STANDARD, 9.12.2013)