Bild nicht mehr verfügbar.

Die Zahl an Verkehrstoten wird 2013 neuerlich sinken.

Foto: APA/BFV LIEZEN/CHRISTOPH SCHLÜSS

Wien – Heuer wird es in Österreich erstmals weniger als 500 Verkehrstote geben. Laut einer Prognose des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) sterben bis Jahresende 2013 insgesamt 460 Menschen auf den Straßen. "Das Risiko, durch einen Verkehrsunfall getötet zu werden, hat sich seit dem Jahr 2000 um mehr als die Hälfte reduziert", sagte Othmar Thann, Direktor des KFV.

Anfang des Jahrtausends verzeichnete die Statistik noch 976 Tote. Damals lag die Wahrscheinlichkeit, im Lauf des Lebens bei einem Verkehrsunfall getötet zu werden, bei neun Promille. 13 Jahre später liegt sie nach der KFV-Prognose bei vier Promille. Das schwärzeste Jahr in der Unfallstatistik war bisher 1972. Damals kamen 2.948 Menschen im Straßenverkehr ums Leben.

Zurückgegangen sind in den 13 Jahren auch die Verkehrsunfälle: Im Jahr 2000 wurden bei 42.126 Unfällen knapp 55.000 Menschen verletzt, für heuer prognostiziert das KFV 37.000 Unfälle mit 45.000 Verletzten. Zugenommen haben wiederum die "Fahrleistung und der Kfz-Bestand", sagte Thann. Gab es im Jahr 2000 knapp 5,6 Millionen Fahrzeuge, sind es heuer bereits 6,3 Millionen.

Die Wahrscheinlichkeit, einmal im Leben einen Verkehrsunfall zu erleiden, sank von 42 Prozent auf 35 Prozent. Rein statistisch ereignet sich alle 735.000 Kilometer ein Unfall mit Personenschaden, alle 59 Millionen Kilometer ein tödlicher. Im Jahr 2000 geschah noch alle 500.000 Kilometer ein Unfall mit Verletzten, alle 22 Millionen Kilometer starb ein Verkehrsteilnehmer.

Grafik: Kuratorium für Verkehrssicherheit.
Grafik: Kuratorium für Verkehrssicherheit

Zielvorgaben bisher verfehlt

Eigentlich hätte die Zahl der getöteten Verkehrsteilnehmer bereits bis 2010 auf unter 500 gesenkt werden sollen. So sah es das erste Verkehrssicherheitsprogramm aus dem Jahr 2002 vor. Die jährlichen Etappenziele wurden bisher regelmäßig verfehlt. Besser sieht es heuer aus: "Wir sind der Prognose zwei Jahre voraus", sagte Thann. Das Etappenziel für 2015 lautet nämlich maximal 466 Verkehrstote. Das Österreichische Verkehrssicherheitsprogramm 2011-2020 sieht eine Reduktion der Zahl der Verkehrstoten auf maximal 311 Menschen in den verbleibenden sieben Jahren vor. "Eine Restgröße wird bleiben, es gibt Unfälle, die nicht vermieden werden können", sagte Thann.

Ein weiteres Ziel des KFV bis zum Jahr 2020: "Kein Kind soll durch einen Unfall getötet werden", sagte Thann. Im Vorjahr gab es 20 tote Kinder auf den Straßen, die meisten verunglückten als Mitfahrer in Pkws. Insgesamt kamen 28 Kinder bei Unfällen ums Leben.

In Europa im Mittelfeld

Im Europavergleich befindet sich Österreich bezüglich der Verkehrstoten im Mittelfeld. "Wir haben uns von den Hinterbänken hinaufgearbeitet ", sagte Thann. In Malta und Großbritannien sterben am wenigsten Menschen auf den Straßen. Hierzulande gibt es 5,42 Getötete pro 100.000 Einwohner, in Deutschland sind es beispielsweise 4,1 Getötete. Thann ist zuversichtlich, dass Österreich "in fünf Jahren an der Spitze in Europa" stehen wird.

Nach Verkehrsteilnehmern aufgeschlüsselt hat es bei Pkw-Insassen den größten Rückgang an Verkehrstoten gegeben, nämlich zwei Drittel seit dem Jahr 2000. Damals gab es noch 549 Getötete, die Zahl sinkt laut Prognose heuer auf 185. Halbiert hat sich die Zahl der getöteten Fußgänger: von 140 im Jahr 2000 auf 70 im Jahr 2013. Den geringsten Rückgang verzeichneten mit elf Prozent Motorradfahrer.

Im Jahr 2000 wurden insgesamt 112 Motorradfahrer getötet, die Prognose für 2013 lautet 100. Damit beträgt die Veränderung elf Prozent. Eine "sehr starke Zunahme" gab es jedoch von 2012 auf 2013, sagte Othmar Thann, Direktor des KFV. Im Jahresvergleich gibt es hier plus 58 Prozent getötete Motorradlenker und Mitfahrer. Bei den Radfahrern ging die Zahl der Getöteten seit 2000 um 27 Prozent zurück.

Ruf nach neuer Straßenverkehrsordnung

Thann sprach sich für eine neue Straßenverkehrsordnung (StVO) aus, die "weniger komplex ist, aber besser dazu geeignet, Unfälle zu vermeiden". "Wir müssen uns auf ungeschützte Verkehrsteilnehmer fokussieren", so der Direktor des KFV. Nicht nur der Trennverkehr, auch der Mischverkehr im urbanen Bereich müsse in den Mittelpunkt gestellt werden, die unterschiedlichen Verkehrsteilnehmer möglichst einen gleichen Stellenwert erhalten. "Kleine Ansätze" seien hier schon geschehen, als Beispiel nannte Thann die Einführung von Begegnungszonen. "Auf andere Rücksicht zu nehmen" sei in Österreich jedoch "sehr heikel": "Bei uns funktioniert nicht einmal das Reißverschlusssystem", kritisierte Thann.

Den Rückgang der Verkehrstoten führt Thann auf "zahlreiche Maßnahmen, die teilweise erst jetzt wirken" zurück. So wurde im Jahr 2003 die Mehrphasenausbildung eingeführt. Seither müssen Führerscheinneulinge im Jahr nach der Prüfung mehrere Fortbildungen absolvieren: zwei Perfektionsfahrten (L17: eine Perfektionsfahrt) und ein Fahrsicherheitstraining mit verkehrspsychologischem Teil.

Ebenfalls 2003 wurde die Section Control gestartet. 2005 folgte die Einführung des Vormerksystems, die Anwendung von Alkoholvortestgeräten und die Strafen für Gurtenmuffel wurden erhöht, die Warnwestenpflicht gesetzlich verankert. Seit dem Jahr 2006 ist man ab 180 km/h auf den Autobahnen den Führeschein los. 2011 erfolgte eine Verschärfung der Sanktionen für Raser, für Kinder wurde eine Radhelmpflicht eingeführt. "Die Maßnahmen haben etwas gebracht, all das dient dazu, Unfälle zu vermeiden", konstatierte Thann.

Sicherer wurden im Laufe der Jahre auch die Fahrzeuge, die Technik führte aber auch zu "viel Ablenkung im Auto", sagte der Direktor des KFV. Und Ablenkung zählt zu den Hauptunfallursachen, 35 Prozent aller Unfälle wurden 2012 dadurch verursacht. Und für die Unfallvermeidung sei letztlich "das Verhalten der Lenker, nicht die Technik ausschlaggebend", so Thann. (APA, 9.12.2013)