Seit den Änderungen wird Foursquare häufiger und länger genutzt.

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Wer unterwegs ist und an einem ihm unbekannten Ort nach interessanten Empfehlungen sucht, greift oft zu Foursquare. Das ortsbasierte Social-Network mit Empfehlungsmechanismus verzeichnete vergangenen Februar bereits 40 Millionen Nutzer, sieht sich aber immer mehr Konkurrenten gegenüber – Facebook inklusive.

Dies bereitete dem Gründer, Dennis Crowley, Kopfzerbrechen, funktionierte doch sein Dienst immer noch nicht, wie er sollte. Statt automatisch informiert zu werden, mussten die User sich stets manuell "einchecken", wenn sie Tipps zum aktuellen Aufenthaltsort wollten.

Hürden

Crowleys Vision von Foursquare ist die eines Mittreisenden, der unauffällig und verlässlich mit interessanten Informationen zum Aufenthaltsort aufwarten kann. Foursquare sollte Hinweise zu gemütlichen, in Nebenstraßen versteckten Bars geben, Sonderangebote beim Betreten einer Boutique auflisten oder in einem Restaurant Appetizer vorschlagen, die gerade bei anderen Teilnehmern besonders beliebt sind.

Doch dem standen technische Hürden entgegen, die sich einfach nicht überwinden ließen. Crowley begann zu fürchten, dass sein 13 Jahre alter Traum des virtuellen Reisebegleiters nicht realisierbar sein würde. Zwei seiner Mitarbeiter fanden aber schließlich eine clevere Lösung, wie Wired berichtet.

Kompliziertes Problem

Wie andere Programme auch, nutzt Foursquare eine Kombination aus Satellitenortung, Funkzellensignalen und WiFi-Empfang, um die Position des Nutzers zu bestimmen. Doch für genaue Empfehlungen erwies sich dies als zu ungenau, nicht selten erhielten User Angebote einer naheliegenden Boutique übermittelt, obwohl sie gerade in einem Restaurant saßen.

Dazu erwies sich die automatische Standortbestimmung für Benachrichtigungen ohne manuellem Userinput als unpraktisch, da der Dauerbetrieb von GPS und Co. die Akkulaufzeit von mobilen Endgeräten massiv beeinträchtigt.

Data Analysis meets Engineering

Eine Kombination aus intelligenter Technik und geschickter Datenauswertung machte dem ein Ende. Umgesetzt wurde sie von Chef-Programmierer Anoop Ranganth und dem Datenwissenschaftler Blake Shaw.

Sie begannen, Foursquares riesige Datenbank an bisherigen "Check-ins" zu verwenden. Die von den Nutzern übermittelten Daten beinhalten nicht nur, in welchen Shop, welches Restaurant oder welches Kino sie gegangen sind, sondern auch technische Daten. So lässt sich abrufen, wie stark das GPS-Signal an jenem Ort war, wie groß die Einstrahlung vorhandener Drahtlosnetzwerke war oder welche Funkzellen in der Nähe sind.

Der Abgleich dieser Daten ermöglichte eindeutige Zuordnungen, selbst wenn die Ortung vom Telefon des einzelnen Users nicht akkurat war. Auf diesem Wege konnten auch Positionen bestimmt werden, selbst wenn in der U-Bahn oder in Gebäuden die Verbindung zu den GPS-Satelliten abriss. Es gab immer eine Wahrscheinlichkeit, dass ein anderer Nutzer bereits Daten zu den jeweiligen Orten geliefert hatte.

Weniger Akkuverbrauch dank Geofencing

Dieser Trick ermöglichte schließlich auch, den Akkuverbrauch der App drastisch zu reduzieren. Dazu verwendet man sogenanntes "Geofencing". Das Smartphone beschränkt sich hierbei darauf, nur in bestimmten Intervallen kurz den Standort abzufragen. Erst wenn ein bestimmtes Areal nahe möglicher Check-ins betreten wird, beginnt eine genauere Beobachtung. "Wir haben festgestellt, dass wir probabilistische Karten daraus zeichnen können, wie ein Smartphone die Welt wahrnimm", sagt Shaw.

Die passiven Benachrichtigungen wurden ebenfalls umgestaltet. An Orten, welche der jeweilige Nutzer oft aufsucht, hält sich Foursquare vornehm zurück. Reist man in eine Stadt, in der man zuvor noch nie gewesen ist, schüttet das Tool proaktiv mehr Informationen aus.

App kommt nun besser an

Die Änderungen scheinen bei den Nutzern anzukommen. Laut dem Unternehmen interagieren die User nun 60 Prozent häufiger mit der App und verbringen 30 Prozent mehr Zeit mit ihr. Von den über ein Millionen Tips, die seit den Änderungen verschickt wurden, riefen die User 40 Prozent zumindest auf.

"Es wird 100 Millionen Leute geben, die Software in ihrer Tasche herumtragen und überall wo man ist, wird sie Dinge verraten, die man sonst nicht gewusst hätte", verrät Crowley sein Ziel. "Ich glaube, diese Software wird von Foursquare stammen."

Skepsis

Andere geben sich da skeptischer. Ben Lerer, CEO der Thrillist Media Group, die lokale Online-Entertainmentguides veröffentlicht, bewertet das neue Notifikationssystem von Foursquare im persönlichen Gebrauch als "großartig". Doch, dass es ein "Gamechanger" für das Unternehmen wird, bezweifelt er.

"Es ist eine wirklich überzeugende Technologie, die ihnen helfen könnte, von Google, Facebook oder jemand anderem gekauft zu werden", sagt er. Dass man durch diese Innovation massenhaft neue Nutzer gewinnen kann, stellt Lerer jedoch in Frage. Mike Krieger, Mitgründer von Instagram sieht Apps wie diese als logischen Teil eines größeren Ganzen denn als überlebensfähiges Einzelwerkzeug.

CEO zufrieden

Ob Foursquare trotz wachsender Konkurrenz bestehen kann, wird die Zukunft zeigen. Das Team ist vorerst enthusiastisch, die technischen Hürden genommen zu haben. Dass die Tage manueller Check-ins damit weitestgehend vorbei sind, begrüßt Firmenchef Crowley. "Man musste wirklich wissen, wie man Foursquare nutzt, um den ganzen Gegenwert der App zu erhalten", meint er. "Die beste Version von Fourquare ist jene, an deren Verwendung man sich nicht selbst erinnern muss." (red, derStandard.at, 10.12.2013)