So angestaubt die Grafik des alten Space Marines ist, der Dämonen aus der Hölle niederballert, so antiquiert und zahnlos wirken 2013 Indizierungsbestrebungen.

Foto: id Software, Montage

Ich war 10, als ich das damals brandneue "Doom" im Jahr 1993 im Arbeitszimmer meines Vaters spielte. Ich fürchtete mich, klapperte schreckhaft auf die Tastatur und war unendlich fasziniert. "Doom" ist heute 20 und gilt als revolutionärer Urvater der modernen 3D-Shooter. Gleichzeitig prägte es mit seiner Gewaltdarstellung maßgeblich den politisch ausgeschlachteten Begriff des "Killerspiels". Eine Bezeichnung, die jahrzehntelang suggerierte, dass derartige Games vor allem junge Menschen zu realen Gewalttaten verleiten.

Beweise fehlen

Unzählige "Killer-Schlagzeilen" und Verbotsforderungen später steht bisher nur eines fest: Wissenschaftlich konnte wie schon zuvor bei Filmen, Musik und Literatur keine unmittelbare Kausalität bewiesen werden. Der Mensch ist eben ein ganzheitlich sozialisiertes Wesen. Jugendschutzstellen wie etwa in Deutschland nehmen sich dennoch nach wie vor heraus, bestimmte Werke aufgrund violenter Inhalte zu indizieren. "Wolfenstein" und "Doom" machten den Anfang, 2013 erst landete das Zombie-Gemetzel "Dead Rising 3" auf der schwarzen Liste. Dabei stellt sich die Frage, was diese Verbote bewirken und bewirkt haben. Haben lokale Vermarktungsknebel und andauernde Negativpropaganda etwas an der Popularität und an den Inhalten geändert?  

Gewalt wird immer intensiver

Spiele besagter Genres sind tatsächlich brutaler und beliebter als je zuvor. "Doom" setzte sich im ersten Jahr großteils kostenlos eine Million Mal ab, heutige Gewaltspiele genießen ein Multimillionenpublikum und gehören zu den umsatzstärksten Werken der Branche. In den diesjährigen Bestsellern "GTA 5" und "The Last of Us" wird gefoltert, und es werden Körperteile abgetrennt mit einem Detailgrad, den "Doom" nicht einmal ansatzweise imitieren konnte. Seit den ersten Gewaltspielverboten wurde also weder die Popularität noch die Intensität der Inhalte eingedämmt. So angestaubt die Grafik des alten Space Marines ist, der Dämonen aus der Hölle niederballert, so antiquiert und zahnlos wirken 2013 Indizierungsbestrebungen.

Dass Verbote wenig bringen, dachte sich bereits 2005 die österreichische Informationsstelle BuPP und klärt seither Eltern darüber auf, welche Werke für Kinder und Jugendliche geeignet sind. Inhalte werden hinterfragt, anstelle sie wegzusperren und so möglicherweise interessanter zu machen, als sie tatsächlich sind. (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 14.12.2013)

Video: Happy Birthday, Doom!

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