Habemus... Wernerle! Die SPÖ behält den Kanzler, dafür stellt die ÖVP das Regierungsprogramm, die wichtigsten Minister und darf auch noch das Wissenschaftsministerium durch ein Familienministerium ersetzen.

Was verstehen eigentlich SPÖ- und ÖVP-Verhandler unter "verhandeln" und "Kompromiss"? Normalerweise versteht man doch darunter etwas wie, "okay, wir kommen Euch da entgegen, dafür kommt Ihr uns dort entgegen". Wenn SPÖ und ÖVP verhandeln, scheint es aber immer so zu laufen: Die SPÖ sagt: "Wir hätten das gerne so." Die ÖVP antwortet: "Nein. Wir sind dafür, dass man das genau andersrum macht." Worauf die SPÖ sagt: "Okay." So scheint bei diesen Verhandlungen Punkt für Punkt abgehakt worden zu sein.

Ist Ihnen schon aufgefallen, welchen Erfolg SPD-Chef Sigmar Gabriel mit Verhandlungen und Mitgliedervotum erzielte, obwohl seine Partei mit mehr als deutlichem Abstand hinter der CDU/CSU lag? Und jetzt vergleichen wir das einmal mit dem Koalitionskompromiss in Wien. Die SPD hat als zweite mehr herausgeholt als die SPÖ als Nummer eins. Und zwar mit Abstand mehr.

Nicht zuletzt deshalb, weil Sigmar Gabriel ein bisschen etwas riskiert hat. Und wer wagt, der gewinnt. (derStandard.at, 15.12.2013)