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Gerade vor den Feiertagen müssen Amazon-Mitarbeiter Höchstleistungen vollbringen. Die Gewerkschaft ver.di fordert eine dafür angemessene Entzahlung.

Foto: Ross D. Franklin / AP

Die Gewerkschaft ver.di weitet die Warnstreiks bei Amazon im wichtigen Weihnachtsgeschäft massiv aus. So soll der Online-Versandhändler im Tarifstreit zum Einlenken gezwungen werden. Der am Montag begonnene Ausstand werde am größten deutschen Standort in Bad Hersfeld bis einschließlich Mittwoch fortgeführt und in Leipzig bis einschließlich Freitag, wie ver.di-Sprecher Christoph Schmitz sagte.

 "Wir werden einen langen Atem haben"

"Wir werden einen langen Atem haben", meinte er. Im bayerischen Graben bei Ausburg, wo am Montag erstmals die Arbeit niedergelegt wurde, sollte es zunächst bei einem eintägigen Streik bleiben.

Nach Angaben von ver.di beteiligten sich am Montag insgesamt 1.800 Mitarbeiter am Streik. Das wären so viel wie noch nie zuvor in Deutschland. 700 seien es in Bad Hersfeld gewesen, 600 in Graben und 500 in Leipzig. Ziel des Ausstands ist ein Tarifvertrag nach den Bedingungen des Einzel- und Versandhandels.

Laut Amazon beteiligten sich am Vormittag weniger als 640 Mitarbeiter an den drei Standorten. Weil die große Mehrheit regulär gearbeitet habe, gebe es keinerlei Verzögerung bei der Zustellung. "Unsere Kunden können sich selbstverständlich weiterhin auf die rechtzeitige Zustellung ihrer Weihnachtsgeschenke verlassen", so Amazon. ver.di bezweifelt, dass Amazon trotz der Streiks wie gewohnt liefern kann. "Die Kunden sollten unbedingt auf die angegebenen Lieferzeiten achten", sagte Schmitz.

 "Wir behalten uns vor, weiter zu eskalieren"

"Wir arbeiten weiter an einer Vernetzung mit anderen bei Amazon und wollen strategisch noch mehr Standorte einbeziehen. Wir behalten uns vor, weiter zu eskalieren", sagte Heiner Reimann von ver.di Hessen. Zudem reise eine ver.di-Delegation nach Seattle, um vor dem Firmensitz des US-Branchenriesen zu demonstrieren. "Wir spüren unheimlich viel Solidarität." Als ersten Erfolg wertet ver.di, dass Amazon diesmal ein Weihnachtsgeld zahle.

"Die Beschäftigten bei Amazon leisten hervorragende Arbeit, die vor Weihnachten in Höchstleistungen ausartet. Da ist es nur recht und billig, dass ein Konzern seinen Mitarbeitern Verbindlichkeit und Sicherheit durch Tarifbindung und angemessene Bezahlung bietet", erklärte Streikleiter Thomas Gürlebeck in Graben. Seine ver.di-Kollege Hubert Thiermeyer sagte: "Die Stimmung ist kämpferisch, die Menschen haben Existenzängste."

"Die Stimmung ist richtig gut. Wir haben ein Festzelt als Streiklokal aufgestellt."

In Leipzig sagte Streikleiter Thomas Schneider: "Die Stimmung ist richtig gut. Wir haben ein Festzelt als Streiklokal aufgestellt." Die Mitarbeiter freuten sich, dass mit Graben ein weiterer Standort hinzugekommen ist. Das motiviere. Der Regionalgeschäftsführer des Leipziger Versandzentrums, Armin Cossmann, sagte dem Radiosender MDR Info mit Blick auf die Streikenden: "Uns macht das Wetter mehr Sorgen, wir sind sehr gut vorbereitet. Was man eben auch dabei wissen muss, dass es immer noch der deutlich kleinste Teil der Kollegen ist, die sich dafür entschieden haben zu streiken."

Amazon lehnt einen Tarifvertrag nach den Bedingungen des Einzel- und Versandhandels kategorisch ab und orientiert sich an den günstigeren Konditionen der Logistikbranche. Deswegen kommt es seit dem Sommer deutschlandweit immer wieder zu Streiks. In Bad Hersfeld war es am Montag nach ver.di-Angaben der 17. Streiktag. Bei Amazon arbeiten bundesweit rund 9.000 Mitarbeiter in acht Versandzentren, unterstützt werden sie von 14.000 saisonalen Aushilfen.(APA, 16.12. 2013)