Der Endo Barrier – ein Kunststoffschlauch zur Behandlung von Adipositas und Altersdiabetes.

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Zürich - Im Universitätsspital Zürich wird eine neue Methode zur Behandlung von Adipositas und Altersdiabetes angeboten: der sogenannte Endo Barrier. Der Kunststoffschlauch wird in den Dünndarm eingesetzt, wo er die Umwandlung der Nahrung in Energie in einem bestimmten Abschnitt verhindert.

Der Endo Barrier ist ein rund 60 Zentimeter langer Schlauch aus Kunststoff mit einem Durchmesser von rund drei Zentimeter. Dieser Schlauch wird endoskopisch über den Mund eingesetzt und via Speiseröhre und Magen unmittelbar nach dem Magenausgang im Dünndarm platziert und mit einem ausdehnbaren Draht-Ring an der Darmwand befestigt. Der Eingriff kommt ohne Schnitte und Narben aus, dauert rund 30 Minuten und wird in Vollnarkose vorgenommen.

Barriere für Verdauungsenzyme

Im Dünndarm bildet der Kunststoffschlauch eine künstliche Barriere, die den Körper davon abhält, die aufgenommene Nahrung in Energie umzuwandeln. Es wird  verhindert, dass die Nahrung mit Verdauungs-Enzymen in Kontakt kommt, welche die Nahrung in die Bestandteile zerlegen und so im Körper aufnehmen. "Wir haben bis heute 12 Endo Barriers eingesetzt und damit gute Erfahrungen gemacht", sagt Christoph Gubler, Oberarzt der Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie des Universitätsspitals Zürich. Es sei gelungen, das Übergewicht der Patienten deutlich zu reduzieren und die Blutzuckereinstellung günstig zu beeinflussen. Kaspar Berneis, Leitender Arzt der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Klinische Ernährung, sieht einen weiteren Vorteil: "Der Endo Barrier kann die Behandlung des Diabetes optimieren, indem er erlaubt, die Anzahl der Diabetesmedikamente zu reduzieren." Um Aussagen über die Langzeitwirkung der Therapie zu machen, wird eine Begleitstudie durchgeführt.

Nicht für alle Patienten geeignet

Der Endo Barrier stellt eine Alternative zu irreversiblen chirurgischen Eingriffen dar wie Magenband oder Magenbypass. Die neue Therapie richtet sich an  Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 sowie an stark übergewichtige Menschen mit einem Bodymass-Index (BMI) deutlich über 30 kg/m2.

Der Endo Barrier ist aber nicht für alle diese Patienten geeignet. "Zentral ist, dass die Patienten bereit sind, an ihrem Essverhalten zu arbeiten und die körperliche Aktivität zu erhöhen", so Paolo Suter, Leitender Arzt der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin, "sonst macht die Therapie keinen Sinn". Nach einem Jahr muss der Endo Barrier wieder entfernt werden. Gelingt es in diesem Zeitraum das Essverhalten günstig zu beeinflussen, kann die Gefahr einer erneuten Gewichtszunahme verringert werden. (red, derStandard.at, 16.12.2013)