Fedora 20: Der Installer mittlerweile recht einfach zu nutzen.

Screenshot: Andreas Proschofsky / derStandard.at

Ausnahme bleibt die - optionale - manuelle Partitionierung, die nicht sonderlich logisch aufgebaut ist.

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Im Vergleich zu Fedora 19 fällt vor allem die deutlich aufgeräumte Softwareausstattung auf - und dies im positiven Sinne. Der Desktop konzentriert sich jetzt auf die Kernaufgaben und doppelt nicht länger Einstellungsprogramme.

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Neu hinzugekommen ist GNOME Software (links im Bild), das die bisherigen Packagekit-Tools in einem Programm vereint. Die Oberfläche ist dabei optisch durchaus ansprechend geworden.

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Auch die Updates werden an dieser Stelle dargeboten. OS-Updates werden dabei zusammengefasst, ein Klick darauf offenbart weitere Details. Systemrelevante Aktualisierungen sind mit einem Reboot verbunden.

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GNOME Software ist allerdings auch anzumerken, dass es noch recht jung ist. So liefert die Suche nur bedingt relevant Ergebnisse.

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Auch die Detailansicht ist eher minimalistisch gehalten. Für Fedora 21 sollen dann Screenshots und Bewertungsmöglichkeiten hinzukommen.

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Als Desktop kommt GNOME 3.10 zum Einsatz, bei dem einige grundlegende Design-Änderungen vorgenommen wurden. Etwa die Zusammenführung von Titelzeile und Navigation in die neuen "Header Bars".

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Das einzige wirklich eigenständige Fedora-Tool, das im Default-Install verblieben ist, ist jenes für die Konfiguration der Firewall.

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Als Browser setzt Fedora wie gewohnt auf den Firefox von Mozilla.

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Mit Fedora 20 lässt sich erstmals der X.org-Nachfolger Wayland ausprobieren, im Optimalfall ist hier optisch kein Unterschied festzustellen. Der Support ist derzeit aber noch als experimentell anzusehen.

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Als Basis für Red Hat Enterprise Linux kommt der Community-Distribution Fedora eine besondere Rolle im Linux-Universum zu. Immerhin ist Red Hat rein finanziell mit Abstand der erfolgreichste Linux-Anbieter, hat etwa alleine im letzten Quartal einen Umsatz von 374 Millionen US-Dollar erwirtschaftet.

Vorne weg

Fedora ist aber noch aus einem anderen Grund besonders interessant, und der ist indirekt mit dem ersten Punkt verbunden: Da Red Hat bei praktisch allen relevanten Projekten maßgeblich beteiligt ist, dient Fedora als eine Art Testfeld für neue Technologien - mit all seinen positiven aber auch negativen Auswirkungen, wie die letzten Releases der Distribution gezeigt haben.

Fedora 20

Nun gibt es mit Fedora 20 "Heisenbug" wieder eine neue der im halbjährlichen Rhythmus veröffentlichten Versionen des freien Betriebssystems. Und diese bringt einmal mehr signifikante Neuerungen, die im Folgenden näher beleuchtet werden sollen.

Installation

In Fragen Installation lautet das Motto für Fedora 20: Stabilisierung. Langsam scheint das Projekt die massiven Umbauarbeiten, die Red Hat für Fedora 18 vorgenommen hat, verdaut zu haben. Gröbere Probleme konnten im Test auf mehreren Systemen jedenfalls nicht beobachtet werden. Die grundlegenden Defizite, allen voran bei der reichlich unlogisch aufgebauten, manuellen Partitionierung bleiben aber natürlich weiterhin bestehen. Wer auf solche manuellen Anpassungen verzichtet, kommt hingegen sehr flott - und einfach - zu einem fertigen System.

Passwörter

Am Rande noch ein kleines Details zum Installer von Fedora 20: Im Gegensatz zu dessen Vorgängerversionen scheinen die Passwortbewertungsalgorithmen überarbeitet geworden zu sein. Wo diese früher beinahe ausschließlich die Länge als Faktor heranzogen, scheint nun die allgemeine Qualität besser bewertet zu werden. Interessanterweise gilt dies jedoch nur bei den Account-Passwörtern aber nicht für die Festplattenverschlüsselung.

Upgrade

Um beim Positiven zu bleiben: Auch ein Upgrade von Fedora 19 verlief reibungslos. Allerdings muss dazu auf der alten Betriebssystemversion das Testing-Repository aktiviert sein, ansonsten kann es zu Problemen  kommen. Zudem muss zur Initiierung des Upgrades weiterhin auf das Kommandozeilentool fedup zurückgegriffen werden. Insofern bleibt zu hoffen, dass Fedora diese Funktionalität bald mal über die eigenen grafischen Tools anbietet, dann hätte man - vor allem für EinsteigerInnen - ein wichtiges Defizit gegenüber Ubuntu beseitigt.

GNOME

Auch wenn Fedora ein breites Portfolio an Desktops zu bieten hat, die Default-Lösung ist ganz klar der GNOME, an dem Red Hat auch maßgeblich mitentwickelt. Bei Fedora 20 gibt es den GNOME in der aktuellsten stabilen Version 3.10.2. Gegenüber Fedora 19 hat sich in dieser Hinsicht wieder einiges getan, etwa die Einführung von Header Bars oder eines kombinierten Systemstatusmenüs. Da Fedora den GNOME ohne jegliche Modifikationen übernimmt sei in dieser Hinsicht einfach auf den eigenständigen Test von GNOME 3.10 verwiesen, um hier nicht unnötig Wiederholung zu betreiben.

Softwareauswahl

Davon abgesehen hat Fedora 20 in Desktopfragen durchaus selbst bemerkenswerte Änderungen zu bieten und zwar in Hinblick auf die Softwareausstattung. Wurde doch die Default-Auswahl an Programmen nachhaltig aufgeräumt. Weg sind etwa einige Tools, die längst von fix in GNOME integrierten Funktionen abgelöst wurden, darunter der "Input Method Selector" oder das alte Druckereinstellungstool. Auch die grafischen Java-Tools wurden entfernt, das OpenJDK (1.7.0) selbst ist hingegen weiterhin installiert, was auch für die volle Funktionalität von LibreOffice benötigt wird.

Viel weg

Bei den Desktop-Programmen scheint das Projekt grundlegend hinterfragt zu haben, was wirklich im Default-Install zu finden sein sollte, und sich auf einen engen Kern geeinigt. So wurden das Virtualisierungsfrontend Boxes, die Backup-Lösung Deja Dup, das System-Log-Tool und das GNOME Wörterbuch ebenso entfernt wie die Notizanwendung Gnote, Simple Scan, der Bittorrent-Client Transmission, GNOME Weather und sämtliche Spiele. Selbst der Bilderanzeige EOG ist nicht mehr von Haus aus installiert. Dessen Agenden werden nun von der Bildverwaltung Shotwell übernommen, das für solche Aufgaben einen eigenen Modus bereithält. Etwas gewagt vielleicht nur, dass auch gleich das CD/DVD-Brenntool Brasero rausgeschmissen wurde.

Richtige Entscheidung

Alles in Allem aber eine durchaus begrüßenswerte Entscheidung, lässt sich all dies doch ohnehin weiterhin auf Bedarf nachinstallieren. Anstatt von Haus aus Platz zu verbrauchen, ist es nun eben optional - und das ist für Tools, die wohl zu weiten Teilen nur von einem Bruchteil der NutzerInnen verwendet werden, auch die richtige Position.

(Fast) Alles GNOME

Neben den GNOME-Programmen verbleiben im Default-Install eigentlich nur mehr die erweiterten Einstellungen für den NetworkManager, das Red-Hat-eigene Firewall-Tool und jenes Programm, das sich um die Abwicklung von Problemen mit dem Sicherheitsframework SELinux kümmert. Insofern liefert Fedora 20 also bereits beinahe einen reinen GNOME-Desktop - garniert mit Firefox (25) und LibreOffice (4.1.3.2)

Softwarezentrale

Neu hinzugekommen ist GNOME Software, womit auch Fedora endlich seine eigene Softwarezentrale a la Ubuntu erhält. Diese ersetzt all die bisher genutzten PackageKit-Tools, übernimmt also sowohl Installations- als auch Updateaufgaben. Wobei herausgestrichen werden muss, dass sich GNOME Software auf Anwendungen und nicht auf einzelne Pakete konzentriert. Wer also konkret ein einzelnes Paket einrichten oder entfernen will, muss künftig zur Kommandozeile greifen.

Aktueller Stand

An sich ist GNOME Software durchaus gelungen und auch optisch ansprechend gestaltet. Allerdings ist dem Programm auch anzumerken, dass es sehr neuen Datums ist. Die Performance lässt an einigen Stellen zu wünschen übrig, auch tut sich die Suche schwer damit, wirklich relevante Ergebnisse zu liefern. Manches - wie Meta-Pakete für andere Desktops - werden gleich gar nicht gefunden. Zudem fehlen von anderen Softwarezentralen gewohnte Funktionen wie Screenshots oder Bewertungen, beides soll mit der nächsten GNOME-Version folgen. Auch eine Möglichkeit einen manuellen Update-Check durchzuführen würde man sich wünschen.

Reboot

Mit GNOME Software eingespielte Updates am Basissystem werden übrigens "offline" vorgenommen. Heißt: Der Rechner wird für die Aktualisierung neu gestartet, wie man es von Windows oder OS X kennt. Die Argumentation der EntwicklerInnen für diese Entscheidung ist durchaus nachvollziehbar, kann doch ein Update im laufenden Betrieb zu einer Fülle von schwer vorhersehbaren Problemen führen - und doch werden sich wohl einige daran stoßen. Wer damit so gar nicht leben will, kann natürlich das System weiterhin über das Kommandozeilen-Tool Yum aktualisieren - und das ganz ohne Neustart.

Desktop-Wahl

Wie bereits erwähnt, lässt sich Fedora auch mit einer Fülle von anderen Desktops benutzen. Allen voran der aktuelle KDE 4.11, aber auch LXDE, Xfce, Mate und Cinnamon stehen im Angebot. Und mit Enlightenment 0.17 ist in Fedora 20 sogar noch eine weitere, offiziell unterstützte Alternative hinzugekommen.

Systemd

Natürlich gibt es bei Fedora 20 aber auch wieder eine ganze Reihe von Umbauten an der Softwarebasis. So übernimmt nun Systemd die Loggingaufgaben von rsyslog. Auch wurde nach wirklich, wirklich ausführlichen Diskussionen die Entfernung von Sendmail aus dem Default-Install genehmigt.

Netzwerk

Der NetworkManager bietet nun das vor allem für den Enterprise-Bereich relevante Bonding / Briding, zudem können mehr administrative Tätigkeiten über das Kommandozeilentool nmcli vorgenommen werden als bisher. Der Linux Kernel ist in der Version 3.11 enthalten. Ausgehend von früheren Erfahrungswerten sollte ein Update auf die Version 3.12 aber recht bald nachgeliefert werden.

Vermischtes

Der Bluetooth-Stack Bluez wird in der Version 5 mitgeliefert, es gibt Ruby on Rails 4.0 und die glibc 2.19. Fedora 20 kann kann jetzt automatisch SSDs als Cache für Festplatten nutzen. Außerdem gibt es wieder einen bunten Strauß an Verbesserungen im Virtualisierungsbereich. Etwa über LVM Thin Provisioning, der Möglichkeit ARM-VMs auf x86-Systemen laufen zu lassen und einer neuen Funktion, um Snapshots in der grafischen Oberfläche virt-manager zu verwalten.

ARM

Apropos ARM: Dieses wird mit Fedora 20 zur primären Architektur und steht somit nun gleichberechtigt neben 32- und 64-Bit x86-Systemen. Angesichts immer weiter wachsenden Relevanz von ARM - vor allem im mobilen Bereich - eine ebenso nachvollziehbare wie richtungsweisende Entscheidung.

Wayland

Mit Wayland soll schon bald ein schlanker Ersatz für das in die Jahre gekommene X.org zur Standardlösung unter Linux werden. Fedora 20 macht in dieser Hinsicht entscheidende Fortschritte und bietet in Kombination mit GNOME erstmals experimentellen Support für Wayland. Wer will kann diesen also mit einigen Handgriffen ausprobieren, die nötigen Komponenten sind praktischerweise allesamt von Haus aus installiert. Sichtbare Unterschiede gibt es natürlich nicht, immerhin arbeitet Wayland ganz im Hintergrund.

Status

Zudem ist der derzeitige Status nicht zu Unrecht als experimentell gekennzeichnet, sind doch noch einige Defizite in Kauf zu nehmen. Auch die Performance hat noch nicht das anvisierte Level erreicht. Dazu kommt, dass die Nutzung der GNOME Shell auf Wayland-Basis derzeit an sich erst mit den Intel-Grafiktreibern funktioniert - und selbst da ist sie im Test gerne mal abgestürzt. Trotzdem: Ein wichtiger Schritt vorwärts, mit Fedora 21 hofft man dann übrigens bereits von Haus aus auf Wayland zu wechseln.

Instabil

An sich muss kritisiert werden, dass Fedora zumindest auf dem Testsystem mit dem freien Nvidia-Treiber Nouveau gerne einmal zum Einfrieren neigt. Ein Bug, der sich nun bereits einige Zeit hält, bleibt zu hoffen, dass dies mit künftigen Releases ausgebügelt werden kann. Als Alternative bleibt bei betroffenen Systemen der Wechsel auf den proprietären Treiber des Herstellers. Ein weiterer Kritikpunkt bleibt die Schriftendarstellung unter Fedora, was sich allerdings mit ein paar Handgriffen verbessern lässt.

Fazit

Fedora 20 bietet die gewohnte Mischung an größeren und kleineren Update für das Linux-System. Besonders gefällt dabei, dass man zunehmend Wert auf einen konsistenten und einfachen Desktop legt - etwas für das Fedora in der Vergangenheit nicht unbedingt bekannt war. Mit GNOME Software gibt es darüberhinaus einen weiteren wichtigen Schritt zur Verbesserung der Benutzungsfreundlichkeit des Systems, womit Fedora auf Sicht auch für EinsteigerInnen interessanter werden könnte.

Download

Die neue Version der Linux-Distribution wird als rund 1 GB großes Live-Image zur Installation per USB-Stick oder DVD angeboten. Alternativ dazu gibt es eine Reihe von Spins mit anderen Desktop-Lösungen oder dem Fokus auf Spezialaufgabe sowie ein umfassendes, 4,3 GB großes DVD-Image. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 17.12.13)

Update, 19.12.13

Präzisierung zum Upgrade von Fedora 19 eingefügt.