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Foto: Reuters/Bensch

So freimütig hat noch kaum eine künftige Ministerin Ahnungslosigkeit gezeigt. Sie habe "Mordsrespekt" vor dem Amt, kenne die Dienstgrade nicht, habe – kleiner Scherz – auch nie gedient und müsse sich erst einarbeiten, bekannte Deutschlands künftige Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) nach ihrer Nominierung.

Das erinnert an den ehemaligen Exwirtschaftsminister Michael Glos (CSU), der beim Amtsantritt erst einmal fragen musste, wo sein neues Ministerium überhaupt zu finden sei. Doch damit dürften die Gemeinsamkeiten schon wieder enden.

Während der glücklose Glos bald in der Versenkung verschwand, rechnet man in Berlin damit, dass "Super-Uschi" ihren Mann stehen wird und die wahrhaftige "IBuK" sein wird: die "Inhaberin der Befehls- und Kommando-Gewalt", wie ihr Kürzel lautet.

Die 55-Jährige ist die große Überraschung und die eindeutige Gewinnerin im neuen Kabinett. Eine bemerkenswerte Erscheinung war sie schon zuvor – manchmal in ihrer eisernen Disziplin sogar ein wenig unheimlich.

Die zierliche Niedersächsin, die sich vor allem von Obst, Gemüse und Kaffee ernährt, spricht mehrere Sprachen fließend, ist Ärztin, hat sieben Kinder und versorgt daheim ihren demenzkranken Vater, Niedersachsens Exministerpräsidenten Ernst Albrecht.

2005 holt Angela Merkel sie als Familienministerin nach Berlin, wo sie die Konservativen das Fürchten lehrt. Elterngeld, mehr Kindergärten – "Röschen" will, dass Mütter nach der Geburt rasch wieder arbeiten können. Merkel lässt sie gewähren, denn schnell wird klar: Beim Volk kommt von der Leyen recht gut an.

Als sie 2009 das Arbeitsministerium übernimmt, sind die Erfolge nicht mehr so spektakulär. Doch da hat von der Leyen ihren Status schon zementiert: freundlich, fleißig, eloquent, absolut talkshowtauglich.

Dennoch ist ihr Verhältnis zu Merkel nicht friktionsfrei. Der Kanzlerin missfällt von der Leyens Kampf für eine gesetzliche Frauenquote so sehr, dass sie sie im Bundestag einmal demonstrativ schneidet.

Von der Leyen hingegen leidet, als Merkel sie 2010 im Glauben lässt, sie könne Bundespräsidentin werden – und sich dann doch für Christian Wulff entscheidet. Der gilt übrigens als von der Leyens Entdecker und sagt über sie: "Sie ist sehr ehrgeizig. Und wenn sie etwas erreicht hat, hat sie auch schon wieder das nächste Ziel im Auge." (Birgit Baumann /DER STANDARD, 17.12.2013)