Die Daten der ÖBB sind seit kurzem in Google Maps verfügar, dies sowohl am Desktop...

Screenshot: Andreas Proschofsky / derStandard.at

...als auch in den mobilen Apps.

Screenshot: Andreas Proschofsky / derStandard.at

Lange eingefordert kam es am Montag Abend dann recht überraschend: Die Daten der Österreichischen Bundesbahn (ÖBB) sind seit kurzem im Kartenservice von Google verfügbar.  Damit lassen sich nun österreichweit Routen mit Zug, Schnellbahn und Postbus direkt per Google Maps planen.

Mobil und Desktop

Der Kartenservice liefert dabei exakte Abfahrtszeiten, bezieht Umstiege und die damit verbundenen Fußwege mit ein, und bietet auch alternative Routen an. All dies sowohl über die Desktop-Version als auch den mobilen Client von Google Maps. Wer bei Google Now "öffentliche Verkehrsmittel" als bevorzugtes Fortbewegungsmittel angegeben hat, bekommt zudem an dieser Stelle nun ebenfalls die ÖBB-Daten in Betracht ziehende Vorschläge.

Vorgeschichte.

Die ÖBB betont gegenüber dem WebStandard, dass die Integration der Daten in Google Maps vor allem als Service für Touristen und Touristinnen gedacht ist. Derzeit werden dabei nur statisches Daten aus dem Fahrplan geliefert, da man das Ganze noch als Testbetrieb ansieht. Kommendes Jahr soll es dann auch Echtzeitdaten folgen, wie die ÖBB versichert. Einen genauen Termin hierfür nennt man allerdings nicht. Zumindest bis dahin empfiehlt man für solche Aufgaben also weiterhin die eigene App Scotty. Generell konzentriere man sich auf eine gesamtösterreichische Lösung im Rahmen der vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie betriebenen Verkehrsauskunft Österreich. Eine Freigabe der Daten unter eine Open-Data-Lizenz sei derzeit nicht geplant.

Kritik

Von Seiten der Initiative "Offene Öffis" zeigt man sich enttäuscht, dass die ÖBB ihre Daten exklusiv einem einzelnen Unternehmen zur Verfügung stellen. "Die ÖBB hat bewiesen, dass es für sie technisch kein Problem ist, ihre Daten anderen zu geben – sie hätte dies problemlos auch als Open Data machen können, so dass auch andere Unternehmen die ÖBB Daten in ihre Apps und Services integrieren können", heißt es in einem Blog-Eintrag.

Anfrage

Auch Marco Schreuder, netzpolitischer Sprecher der Grünen, kritisiert diese Entscheidung und kündigt eine parlamentarische Anfrage an Verkehrsministerin Doris Bures an, wie es in einer Presseaussendung heißt. Im neuen Regierungsabkommen werde ein Bekenntnis zu "Open Government Data" abgegeben. Die ÖBB-Daten exklusiv einem "Megakonzern wie Google" zur Verfügung zu stellen, widerspreche diesem direkt. Offene und lesbare Daten für alle würden hingegen auch die heimische Wirtschaft und EntwicklerInnen fördern.

Stellungnahme

Apropos Open Data: Die Informationen der Wiener Linien sucht man bislang weiter vergebens in Google Maps. Von Seiten der Wiener Linien heißt es in einer Stellungnahme gegenüber dem WebStandard, dass man Google am Zug sieht. "Unsere Echtzeit- und Routing-Daten der Wiener Linien sind offen und unter einer üblichen Lizenz verfügbar und wir freuen uns über fast ein Dutzend Open-Data-Anwendungen, die diese Daten auch verwenden. Google kann sich bei uns jederzeit bedienen, aber müsste die Daten, mit denen der Konzern ein kommerzielles Service anbieten will, natürlich selbst in seine eigenen Formate konvertieren", so Dominik Gries, stellvertretender Leiter der Kommunikation bei den Wiener Linien.

Schlussfolgerung

Zwischen den Zeilen lässt sich hier also wohl durchlesen, dass sich Google und die Wiener Linien nicht darauf einigen können, wer die Arbeit für die Aufbereitung der Daten ins richtige Form übernehmen soll.

Update, 11:00

Der Artikel wurde mit Stellungnahmen der ÖBB und der Wiener Linien ergänzt.

Update, 12:00

Eine Präzisierung zum Thema Echtzeitdaten / Plandaten wurde eingefügt.

(apo, derStandard.at, 17.12.13)