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"Augen auf und durch" - die Gesundheitsredaktion war bei dieser Kataraktoperation dabei.

Auf das gespreizte Auge wird der Laser aufgesetzt.

Foto: derstandard.at/gueb

Der Patient ist vorbereitet: Die chirurgische Abdecken ermöglicht ein steriles Arbeiten.

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Nach der Entfernung der zertrümmerten Linse implantiert der Chirurg die neue Kunststofflinse.

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Die Kunststoffabdeckung schützt die operierten Augen.

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"Wir machen sehr viel Sport und hoffen, zukünftig ohne Brille Ski fahren zu können", sagt Herr Z. Pünktlich zum Beginn der Skisaison hat er sich zeitgleich mit seiner Frau zu einer Augenoperation entschlossen. Mit dem ambulanten Eingriff sollen Grauer Star, Kurzsichtigkeit, altersbedingte Weitsichtigkeit und Astigmatismus en bloc korrigiert werden - nicht ganz billig, dafür aber mit fast hundert Prozent Erfolgsaussicht. Zwischen 3.000 und 4.000 Euro muss das Ehepaar pro Auge hinblättern. Auf die Brille können die beiden im besten Fall bereits wenige Stunden nach der Operation verzichten.

Rund 80.000 Kataraktoperationen werden pro Jahr in Österreich vorgenommen. Ein invasiver Eingriff, bei dem die altersbedingt getrübte Linse durch eine neue Kunststofflinse ersetzt wird. Refraktive Eingriffe wurden bis zuletzt separat vorgenommen. Nun lassen sich Fehlsichtigkeiten mit Hilfe eines Femtosekundenlasers und des Einsatzes von Multifokallinsen gleich mitkorrigieren.

Laser statt Skalpell

Herr Z. liegt schon auf dem Operationstisch mit einer Klemme im rechten Auge, die den Blinzelreflex unterbindet. Christopher Kiss, Facharzt für Augenheilkunde und Optometrie am Wiener AKH und Operateur am Augenlaserzentrum Auge & Laser im Medicent Baden, macht mit einer Tropfanästhesie das Auge schmerz- und berührungsunempfindlich, eine paar Tropfen Tränenflüssigkeit verhindern außerdem, dass das Auge unterdessen austrocknet.

Der Femtosekundenlaser nimmt Kiss nun in einem ersten Arbeitsschritt das Skalpell aus der Hand. Computergesteuert setzt das Gerät kleine Schnitte am limbalen Bereich des Auges, der Übergangszone zwischen Horn- und Lederhaut, eröffnet dann die Linsenkapsel, zertrümmert sogleich die trübe körpereigene Linse und setzt zu guter Letzt noch einen exakten Schnitt in die Hornhaut des Patienten.

Herr Z. wirkt trotz weit gespreizten Auges entspannt: "Ich spüre einen Druck im Auge, keinen Schmerz. Es ist so, als würde mir jemand ins Auge greifen." Kiss ergänzt, welche Vorteile der Laser  für Patienten generell bringt: "Das Gerät arbeitet präzise, setzt Schnitte ganz exakt. Das macht die Operation schonend für den Patienten und kürzer im Vergleich zur konventionellen Methode."

Weniger Ultraschallenergie

Zehn Minuten später sind beide Augen des Patienten für den zweiten Operationsschritt vorbereitet. Das erste Auge wird mit einer Betaisodona-Lösung desinfiziert, um Infektionen vorzubeugen, dann folgt die keimfreie Abdeckung und Spülung, um erneut eine Austrocknung zu verhindern.

Den Blick durch das Operationsmikroskop gerichtet, eröffnet Kiss nun die vorgeschnittene Hornhaut des ersten Auges. Mittels Ultraschalls verflüssigt er den zertrümmerten Linsenkern und saugt diesen gemeinsam mit der umgebenden Linsenrinde ab. "Hier zeigt sich erneut der Vorteil des Lasers: Ich brauche nun deutlich weniger Ultraschallenergie, da die Linse schon vorzerkleinert ist", betont Kiss und spritzt nun Gel in das Auge, damit dieses nicht in sich zusammenfällt.

In das erste Auge von Herrn Z. kommt nun die brandneue Multifokallinse aus Acryl. Der Brechwert der Kunstlinse wurde vorab genau berechnet, Kurz- und altersbedingte Weitsichtigkeit sollen damit ausgeglichen werden.

Gute Neuroadaption

Die neue Linse bringt Kiss in gefaltetem Zustand in den Kapselsack ein. Nach der Entfaltung gleicht er mit der Positionierung den bestehenden Astigmatismus aus. Gel absaugen und mit einer Nadel ein künstliches Ödem erzeugen, um den Linsensack abzudichten, sind die abschließenden Arbeitsschritte, bevor Kiss sich an das zweite Auge macht. "Die Neuroadaption ist wesentlich besser, wenn beide Augen in einer Sitzung gemacht werden", erklärt der Augenexperte, warum er entgegen der Meinung anderer Augenärzte eine gleichzeitige Operation bevorzugt.

30 Minuten später hat es Herr Z. geschafft. Kunststoffschalen über den Augen sollen primär nachts eine Schutzfunktion erfüllen. "Tagsüber können die Schalen entfernt werden - und bis auf Ribbeln oder Hingreifen ist ab jetzt alles erlaubt", sagt Kiss. Antibiotische und cortisonhältige Augentropfen bekommt der Patient zur Nachbehandlung anschließend mit nach Hause.

Klare Aussichten

"Wenn ich jetzt noch sehe wie ein Adler, bin ich zufrieden", sagt Herr Z. Aller Voraussicht nach wird er das in Kürze auch tatsächlich tun. Vor allem aber wird er nicht nur besser als jene Menschen sehen, die unter einem Katarakt, also einer trüben Linse, leiden. "Die künstliche Linse ist glasklar, also komplett durchsichtig". Mit der körpereigenen Linse, auch wenn noch vollkommen ungetrübt, lässt sich dieses vollkommene Seherlebnis wohl nicht erreichen. Frau Z. ist als Nächste dran, auf den Eingriff darf sie sich mit diesen klaren Aussichten freuen. (Regina Walter, derStandard.at, 22.1.2014)