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Vielen US-Staaten gehen langsam die Präparate aus, mit denen Hinrichtungen mit der Giftspritze durchgeführt werden. Das Foto zeigt die Todeskammer im San Quentin State Prison in Kalifornien.
In diesem Jahr wurden 39 Menschen in den USA hingerichtet. Das sind zehn Prozent weniger als im Vorjahr. In den vergangenen 20 Jahren gab es überhaupt nur in zwei Jahren weniger als 40 Hinrichtungen, berichtet CNN. Doch der Staat ist weit davon entfernt, die Todesstrafe abschaffen zu wollen. Der Hauptgrund für den Rückgang liegt am Druck aus Europa: Den US-Behörden geht langsam das Gift für die tödlichen Spritzen aus, mit denen fast alle Exekutionen durchgeführt werden. Denn Hersteller in Europa liefern keine Präparate mehr für die Hinrichtung mit der Giftspritze in die USA.
Die Debatte begann im Jahr 2009, als der US-Pharmakonzern Hospira die Produktion von Natrium Thiopental nach Italien verlagerte. Die Belegschaft des italienischen Zulieferers brachte schnell in Erfahrung, wofür das Mittel verwendet wird. Die Mitarbeiter weigerten sich daraufhin, das Präparat weiter herzustellen. Zudem hat das EU-Land die Ausfuhr des Medikaments in die USA verboten. Hospira nahm den Stoff schließlich vom Markt.
Auch in Großbritannien untersagte das britische Parlament vor zwei Jahren den Export der Mittel Pentobarital, Pankuroniumbromid und Kaliumchlorid: Diese Präparate werden für einen dreistufigen "Einschläferungsprozess" verwendet, der in den USA bei Hinrichtungen üblich ist. Eine Rückkehr zu grausameren Methoden wie dem elektrischen Stuhl wird bislang ausgeschlossen.
Gifte zum Einschläfern von Tieren nicht mehr geliefert
Eine dänische Herstellerfirma weigerte sich schließlich in diesem Jahr, das normalerweise zum Einschläfern von Tieren verwendete Mittel Pentobarbital weiter für Hinrichtungen zu liefern. Die US-Behörden wandten sich in der Folge an alternative Hersteller, deren Produkte allerdings auf Bundesebene bisher nicht offiziell für Hinrichtungen zugelassen sind.
Im Oktober wurden schließlich der 43 Jahre alte Michael Yowell und der 71 Jahre alte Edward Schad mit nicht amtlich zugelassenen Betäubungsmitteln hingerichtet. Die Einsprüche beider Männer gegen die Verwendung des Mittels beim Obersten Gericht waren zurückgewiesen worden.
Diskussion über Todesstrafe neu entfacht
Die Engpässe rufen seit Monaten eine grundsätzliche Diskussion über die Todesstrafe hervor. Befürworter sehen den Mangel an Betäubungsmitteln und Gift jedoch nur als vorübergehendes "Problem" an. Derzeit sitzen rund 3000 Menschen in Todestrakten von US-Gefängnissen. Seit dem Ende eines Moratoriums im Jahre 1976 sind in den Vereinigten Staaten 1341 Menschen hingerichtet worden. In 18 von 50 Bundesstaaten wurde die Todesstrafe seither wieder abgeschafft, zuletzt in Maryland im Oktober dieses Jahres. (Julia Schilly, derStandard.at, 19.12.2013)