Gewählt haben wir im September, und jetzt gibt es sie: die neue Regierung, die unser Wohl und Wehe, unser Ansehen in Europa und das Glück des kleinen Mannes auf der Straße durchsetzen will, der wie wir wissen andere Parteien als die Großkoalitionären bevorzugt hat. Sei's drum. Wir machen Nägel mit Köpfen. Unsere neue Regierung wird sich für alle einsetzen. Für alle? Nein.

Auf die Frauen wurde vergessen

Es handelt sich zwar nicht um ein kleines gallisches Dorf, das nur mit der Lupe ausfindig gemacht werden kann, auch keine kleine Gemeinde irgendwo im Nirgendwo wurde übergangen. Es waren nur die Frauen, auf die leider vergessen wurde. Wie hässlich, hier zu unterstellen, es wäre nicht auf sie vergessen worden, sondern sie wären vielmehr mit Absicht unter die Räder der Republik Österreich geraten.

Während StudentInnen vor dem Parlament mobil machen und feurig für die Wissenschaft kämpfen, für unseren ehemaligen Wissenschaftsminister, der sich doch nichts zu Schulden hat kommen lassen, eilen Frauen geschäftig hin und her, Kekse backend und wichtelnd zu Elternsprechtagen und diversen Schulveranstaltungen, Geschenke kaufend und Familiensinn pflegend, alle möglichen nahen und entfernten Verwandten bedenkend, ehrenamtlich die ärmsten der Armen noch beglückend, damit in unseren Herzen wirklich Weihnachten werde. Ja. Sie glauben noch, die Österreicherinnen. Sie glauben an das Wunder von Weihnachten, dass wahr wird, wofür wir beten: Gleichberechtigung und Friede auf Erden.

Die einstige Frauenministerin

Unsere einstige Frauenministerin – und sie war gar nicht Ministerin, denn Frauen waren nur mit Frauenangelegenheiten ministeriengleich am Bundeskanzleramt angesiedelt – ist nun tatsächlich Ministerin geworden. Bildungsministerin. Ja. Als einzige den Lehrberuf jemals auch ausgeübt habende Politikerin hat sie es nach 35 gescheiterten Verhandlungsrunden geschafft, mit den Lehrern zu reden. Und flugs, lobhudelnd hängte man ihr auch schon ein Bildungsministerium um, denn um unsere Bildungspolitik voran zu bringen, darf uns nicht zu teuer sein. Schon sehen wir ihr Konterfei in den Gazetten: Erster Härtetest für die neue Bildungsministerin.

Wir wissen, was mit problematischen Ministerinnen in Österreich geschieht. Während in Deutschland kämpferisch-weiblicher Charakter Ministerinnenehren und Kanzlerinnenamt bedeuten, blüht den Frauen, die sich bei uns in die erste Reihe wagen, Spott und Häme. Die Schmallippigen, die Funzen, die Aufgetackelten, wer braucht denn die Quotenweiber? Österreich scheint in vielerlei Hinsicht gallischer als das weltberühmte Comic-Dorf. Man möchte unterstellen, die meisten ÖsterreicherInnen kennen mehr berühmte Gallier als Frauen, die in der österreichischen Regierung sitzen.

Wissenschaft dient der Wirtschaft

Wissenschaft ist der Wirtschaft einverleibt. Sie dient der Wirtschaft. Das werden sich die StudentInnen nicht gefallen lassen. Auch die nicht, die einmal ihr Wissen nur dazu nutzen werden, ihren Kindern und sich selbst teure Nachhilfestunden zu ersparen. Selbst wenn WissenschafterInnen nur einen geringen Prozentsatz unserer Gesellschaft ausmachen, wir kämpfen für ihre Rechte - und damit auch für unser Ansehen.

Frauen sind der Bildung einverleibt, denn ihr dienen sie. Wider besseres Wissen bilden sie sich selbst so, dass am Ende des Tages überdurchschnittlich oft Altersarmut und ökonomische Abhängigkeit herauskommen. Frauen werden als Frauen geboren und sterben als Frauen. Ein Frauenministerium scheint obsolet und bringt wohl niemandem Ansehen und Ehre.

Traurig für Österreich

Wenn nicht einmal die wenigen Frauenorganisationen, die es in Österreich gibt, die Kraft haben auf die Straße zu gehen und ihre Stimme zu erheben, für ihre eigene Sache, für uns, für die Zukunft unserer Töchter und Enkelkinder, dann wirft das ein trauriges Licht auf Österreich. Diese Verteilung der Ministerien und Ämter innerhalb der Republik ist eine Armutserklärung und ein Schlag ins Gesicht für alle jene, die sich jemals für Feminismus engagiert haben. Hasenherzig und stumm haben wir die A-Karte gezogen. Für Österreich. (Leserkommentar, Eva Surma, derStandard.at, 19.12.2013)