"Einer Jungfrauen, die in ein Closter gehet, (...) werden drey neue Kleyder verschaffet." Und "je sauberer eine Jungfrau die Kleyder haltet, je lieber und angenehmer ist sie den (sic!) Himmlischen König."

Ihm lieb zu sein stellt aber - und davon handelt das vorliegende Buch im Wesentlichen - eine der Aufgaben im Alltag der Nonnen dar, der hier ausgebreitet wird. Diesen Alltag, den Bezug zu Jesus zum Thema eines fast 300 Seiten langen Buches zu machen (das selber nur die Highlights des noch umfassenderen Katalogs einer Ausstellung in Freising letztes Jahr enthält), das klingt nicht nach Bestseller.

Doch abgesehen davon, dass nichts gegen wenig massentaugliche Bücher spricht: Es kommt schließlich darauf an, was aus einem Thema gemacht wird, das sich Seelenkind. Verehrt, verwöhnt, verklärt betitelt.

Damit ist aber die Spur zu einem Phänomen gelegt, das offensichtlich ist, wenn es auch nicht in psychoanalytisch geschultem Jargon vorgeführt wird, vielmehr in der Sprache religiöser Eigentlichkeit. Um die "Sehnsucht des Gläubigen, Christus zu folgen und sich spirituell mit ihm zu vereinigen" geht es, um die Unio mystica. Weniger die Texte, eher die Bilder zeigen denn auch in fast schmerzlicher Klarheit die Sehnsucht nach einem Kind, "Trösterlein, Fatschenkindl", das die Nonnen herzen, wickeln, lieben, haben möchten. Sublimation ist der Subtext, Blicke in die bäuerlichen bis barock schwelgenden Interieurs bayrischer Klöster sind ein Nebengewinn der Lektüre. (Michael Freund, DER STANDARD, 21./22.12.2013)