Dass Hochschulen und Wirtschaft eingehen unter ein Dach, ist ein Schock. Nichts hatte darauf hingewiesen, dass die Politik eine Ökonomisierung der Bildung planen könnte. Es gab keinerlei Anzeichen dafür. Im Folgenden nun einige Nicht-Anzeichen.

Da wäre einmal der Bologna-Prozess, der seit 1999 die Bildungsabschlüsse in Europa vereinheitlicht (Küss die Hand, Frau Bachelor! Sehr erfreut, Herr Master!). Dieser Prozess sollte bekanntlich den Bildungsabgeschlossenen paneuropäische Reisefreiheit ermöglichen und das antiquierte Rucksackreisesystem "Interrail" ablösen. Trotzdem musste sich der von EU-Humanisten und Euro-Humboldtianern liebevoll erdachte Bologna-Prozess stets von neunmalklugen Hochschulforschern und ihrer berufsdemonstrantischen Entourage kritisieren lassen: Weil er angeblich die Verschulung und Verflachung der Studieninhalte fördere und die Wissenschaft an den Bedürfnissen des Marktes ausrichte. Besonders radikale Elemente wie der deutsche Soziologieprofessor Richard Münch sprachen angesichts des Bologna-Prozesses gar vom "akademischem Kapitalismus." Wache!

Ein weiteres Nicht-Anzeichen für die Ökonomisierung der Hochschulen verbirgt sich hinter dem Schlagwort "Employability". Immerhin erst seit gut zehn Jahren sollen Studiengänge ihre Bildungsinhalte auf die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes ausrichten. Auf dass die Absolventen dort möglichst schnell Fuß fassen. Nur bösmeinende Beobachter vermochten dieses Ansinnen im Widerspruch zum humanistischen Ideal der Bildung zu sehen.

Auch kein Hinweis auf irgendetwas ist, dass viele Hochschulen seit Jahren schon wie Unternehmen geführt werden. Das Stichwort hier lautet New Public Management - Rankings, Benchmarking, Monitoring und Output-Evaluierung inklusive. Ökonomisierung? Verschwörungstheorie!

Mit Schock, schwarzen Fahnen und Demonstrationen auf die räumlich-geistige Vereinigung von Wissenschaft und Wirtschaft zu reagieren, ist so angemessen wie verständlich. Für die Beschwerdeführer gibt es daher 500 ECTS-Punkte für effizientes Aufschreien bei besonders günstigem Kosten-Nutzen-Verhältnis. (Lisa Mayr, derStandard.at, 22.12.2013)