San Francisco/Washington - Bislang standen in erster Linie Planeten und Monde im Fokus der Weltraumforschung. In den vergangenen Jahren sind aber auch Asteroiden immer interessanter geworden. 2005 entnahm die japanische Sonde "Hayabusa" Bodenproben am erdnahen Asteroiden (25143) Itokawa, 2011 erreichte die NASA-Sonde "Dawn" den Asteroiden Vesta und reist derzeit zum Zwergplaneten Ceres weiter (wir berichteten).

Dazu kommen mehr oder weniger visionäre Pläne für die Zukunft: US-Präsident Barack Obama nannte 2010 die Landung von Menschen auf einem Asteroiden als ein NASA-Wunschziel für die nächsten Jahrzehnte. Dazu kommen vor allem aus dem privaten Sektor Konzepte, wie man Asteroiden einfangen, in einen Erdorbit schleppen und dort als Rohstoffquelle ausbeuten könnte ("Rohstoffquelle Asteroiden: 'Space Adventures'-Gründer geht ins Detail").

Lohnendes Untersuchungsobjekt

Aber wenn man sich schon einen Asteroiden zum Erforschen aussucht, dann am besten einen besonders interessanten. Einen überdenkenswerten Vorschlag präsentierte vor kurzem auf einem Treffen der American Geophysical Union die Geologin Linda Elkins-Tanton von der Carnegie Institution in Washington. Ihr Zielobjekt wäre (16) Psyche, ein 200 bis 250 Kilometer durchmessender Asteroid im Hauptgürtel, der einmal in fünf Jahren um die Sonne kreist.

Psyche ist nicht nur eines der größten und massivsten Objekte im Asteroidengürtel, sie stellt auch etwas Besonderes dar: Sie besteht zu 90 Prozent aus Eisen und Nickel, nur der kleine Reist ist silikathaltiges Gestein. In seiner Zusammensetzung ähnelt der Asteroid damit dem Erdkern - und vermutlich dürfte Psyche auch so etwas Ähnliches sein. Astronomen glauben, dass es sich bei Psyche um den Kern eines Protoplaneten handelt, dessen äußere Schichten inklusive des silikatreichen Mantels durch Kollisionen mit Asteroiden vom Kern gelöst wurden.

Elkins-Tanton wertet dies als einzigartige Chance, Daten über die Zusammensetzung des Kerns von Gesteinsplaneten zu sammeln. Ein Besuch bei (16) Psyche wäre fast so etwas wie eine Reise zum ansonsten unerreichbaren Erdkern. "Wir wissen nicht, was wir vorfinden werden", sagte die Geologin gegenüber dem Wissenschaftsmagazin "New Scientist". "Wir haben Gesteinswelten und Eiswelten und Gaswelten gesehen, aber wir haben noch nie eine Metallwelt besucht. Wir wissen nur, dass wir überrascht sein werden." (jdo, derStandard.at, 29. 12. 2013)