Bild nicht mehr verfügbar.
Tor-Programmierer Jacob Appelbaum räumte in Hamburg beim Hacker-Kongress “30C3“ mit sämtlichen Mythen rund um den Anonymisierungsdienst auf.
Das Anonymisierungsnetzwerk Tor (The Onion Routing) ist der NSA und dem britischen GCHQ ein Dorn im Auge, da die beiden Geheimdienste dessen Nutzer nicht oder nur schwer überwachen können. Dies geht aus Unterlagen aus dem Fundus von Edward Snowden hervor, die im Oktober veröffentlicht wurden.
Wird nicht nur von Kriminellen benutzt
Die beiden Tor-Programmierer Jacob Appelbaum und Roger Dingledine nutzen ihren Vortrag auf dem Chaos Communication Congress 30C3 in Hamburg, um mit einem Mythos rund um die Software aufzuräumen. Tor wird nicht nur von Kriminellen genutzt. Im Gegenteil. US-Behörden, darunter das FBI, setzen die Software ein, um Kinderpornografie im Internet zu bekämpfen, sagt Appelbaum. Die US-Ermittler verschleiern damit ihre IP-Adressen. Jenseits des Atlantiks wurde diese Mär übrigens verbreitet. Der britische Dienst GCHQ sieht Tor einzig als Hilfsmittel gegen die Verbreitung von Kinderpornografie.
Dabei wird Tor auch von Aktivisten und Oppositionellen in Diktaturen genutzt, um beispielsweise die Zensur eines Regimes zu umgehen. Eine Frau aus der umkämpften syrischen Stadt Homs bedankte sich bei uns für Tor, sagt Appelbaum nicht ohne Stolz.
Positive Beispiele kommen "zu kurz"
In der Berichterstattung traditioneller Medien kommen die positiven Beispiele der Software zu kurz, üben die Projektbetreiber Medienkritik und nennen unter anderem den Fokus auf den Onlinedrogenplatz "Silk Road".
Kritik übt Appelbaum auch an Microsoft. Der Softwarekonzern verhindert die Nutzung von Skype, wenn man Tor nutzt.
Rund 60 Prozent der Spenden kommen von US-Behörden
2011 stammten rund 60 Prozent der Spenden, mit dem das Non-Profit-Projekt seine Arbeit finanziert, von US-Behörden. Appelbaum und Dingledine nutzen ihren Auftritt deshalb auch, um ihre Unabhängigkeit von diesen Institutionen zu betonen. Und rufen zum Spenden auf. Mit mehr Unterstützung aus der Netzgemeinde könnten auch andere Schwerpunkte gesetzt werden. Man akzeptiere nun auch Bitcoins. (Markus Sulzbacher aus Hamburg, derStandard.at, 28.12.2013)