Premiere-Chef Georg Kofler verdoppelt seine Beteiligung an dem deutschen Bezahlsender auf über 20 Prozent. "Ich setze alles auf eine Karte", sagte Kofler am Sonntag der dpa in München. Er halte Premiere für das bestmögliche Engagement und wolle langfristig weit über den möglichen Börsengang hinaus engagiert bleiben. Eine weitere Aufstockung auf eine Sperrminorität von über 25 Prozent sei nicht ausgeschlossen. "Von Premiere kann ich nie genug kriegen." Allerdings seien auch seine Geldreserven endlich.

Kofler zieht eine vereinbarte Option und übernimmt 10,37 Prozent der Premiere-Anteile von der Beteiligungsgesellschaft Permira, die den Sender Anfang des Jahres gekauft hatte. Kofler wird damit künftig 20,46 Prozent halten, Permira 54,76. Weitere Großaktionäre sind die Bayerische Landesbank und die HypoVereinsbank als Kirch-Gläubiger mit jeweils zehn Prozent. Die Anteilserhöhung soll in den nächsten Tagen abgeschlossen werden. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt. Den Erwerb finanziert Kofler vollständig aus eigenen Mitteln. Wettbewerbsprobleme werden nicht erwartet. Kofler hatte den Schritt in einem "Focus"-Interview angekündigt.

Premiere für Kirch-Zusammenbruch verantwortlich

Premiere war mit Milliardenverlusten hauptverantwortlich für den Zusammenbruch der KirchGruppe. Unter Koflers Führung wurde der Sender neu aufgestellt und die Verluste deutlich reduziert. In diesem Jahr erwartet der Unternehmer noch ein operatives Minus von 40 Millionen Euro, im ersten Quartal 2004 soll auf dieser Basis die Gewinnschwelle erreicht werden. Dann könnte 2005 der Börsengang folgen. Er sei bereit, bei einem möglichen Börsengang Haltefristen für seine Anteile zu garantieren, sagte Kofler. "Wenn ich Premiere an die Börse bringe, erwarten die Anleger zu recht, dass ich engagiert bleibe."

Permira wertete Koflers Engagement als Bekenntnis zum Sender. Kofler habe gezeigt, dass er der richtige Mann am richtigen Platz sei, sagte Permira-Partner Martin Weckwerth. "Wir freuen uns, dass er seine Beteiligung an Premiere weiter aufstockt. Wir legen großen Wert darauf, dass sich das Management auch unternehmerisch engagiert."

Pay-TV werde an Dynamik gewinnen

Mit dem Geschäft dürften auch die letzten Spekulationen verschwinden, Kofler könne zu ProSiebenSat.1 zurückkehren. Premiere bleibe für ihn die spannendste Herausforderung, sagte Kofler. Das Bezahlfernsehen sei heute in einer Situation wie das werbefinanzierte Fernsehen Anfang der 90er Jahre. Durch einen neuen Verschlüsselungscode bei Premiere und Fortschritte beim digitalen Fernsehen werde das Pay-TV in den nächsten Monaten weiter an Dynamik gewinnen. (APA/dpa)