Erste-Vorstand Elisabeth Bleyleben-Koren: Frauen brauchen keine spezifischen Anlageprodukte

Foto: Standard/Cremer
Wien - Die Finanzbranche hat Frauen als Zielgruppe entdeckt und lässt sich das im Marketing auch etwas kosten. Die heimischen Assekuranzen bieten immer mehr spezifische Versicherungspakete an, die Bedürfnissen wie Prämienpause während der Karenz gerecht werden wollen. Steigende Unabhängigkeit, höheres Einkommen, eine hohe Scheidungsrate und die große Zahl an Singles unter den Frauen rufen auch die Produktanbieter auf den Plan.

Seit einem Jahr führt die Erste Bank ihren Woman Investmentclub via ihre Internettochter ecetra. Die Produkte, sagt Vorstand Elisabeth Bleyleben-Koren, die das Projekt unter ihren Fittichen hat, müssten zwar "nicht weiblicher gemacht", der Zugang zu ihnen sei von weiblicher Seite aber ein anderer: Frauen stellen demnach detaillierte Fragen, wollen umfassender Bescheid wissen und sind viel stärker sicherheitsorientiert als Männer.

Kein Mascherl

Frauenprodukte werde es allerdings nicht geben. Bleyleben-Koren: "Das wollen die Frauen auch gar nicht." Gedacht sind die regelmäßigen Klubabende als Informations-event mit anschließendem Rahmenprogramm, zuletzt etwa Shaolin-Mönche. Mit 1000 Mitgliedern und rund 600 Anmeldungen pro Klubabend gibt die Nachfrage dem Konzept Recht. Dieses soll auch nicht verändert werden, sagt Bleyleben-Koren.

Denn anders als die anderen 38 heimischen Investmentklubs mit bundesweit rund 15.000 Mitgliedern hat die Erste keinen Verein gegründet, wickelt kein Anlagegeschäft des Klubs ab und beheimatet auch kein Klubdepot. Tatsächliche Anlagegeschäfte sollen die Erste-Klubmitglieder weiter privat und nicht via Vereinspool tätigen.

Aufgrund der Nachfrage, sollen die Klubabende aber demnächst in die Bundesländer expandieren. Herausgewachsen ist aus dem Frauenklub der Erste Bank bereits auch der Start eines Männerklubs. Männer, die ein Wertpapierdepot bei der Bank haben, wurden vor einigen Wochen zu einem Klubabend gebeten und über "Mehr Ertrag ohne Risiko" informiert. Für die Männer gab's als Rahmenprogramm einen Adrenalinstoß im Wiener Imax-Kino. "Männer sind eher an aggressiverer Veranlagung interessiert", erklärt Bleyleben-Koren die Geschlechtertrennung. Wiewohl: Verboten ist dem jeweils anderen Geschlecht der Zugang zu Klubabenden nicht.

Einfaches gefragt

"Wie stark das Interesse ist, hat mich selbst überrascht", sagt Bleyleben-Koren und ortet besonderes Interesse der informationshungrigen Kundschaft an Fondsprodukten. Von der Studentin bis zur Pensionistin - rekrutiert aus Portalbenützerinnen der ecetra - seien Fondsprodukte mit eher einfacher, verständlicher und transparenter Konstruktion gefragt. Das gelte auch für erfahrenere Anleger, die ihrerseits ebenfalls einen Trend zur Einfachheit mit dem Ausstattungsmerkmal Sicherheit bei ihren Geldanlageprodukten suchten.

Parallel zum Klub konnte ecetra 30 Prozent Kundenzuwachs bei ihren beiden Onlinebrokern brokerjet und nettrading verzeichnen. Die Zahl der Transaktionen auf den mittlerweile 18.000 Wertpapierkonten ist im zweiten Quartal gar um 70 Prozent gestiegen. Brokerjet offeriert derzeit den Handel an 20 Börsen und bei 15 Emittenten. (kbau, Der Standard, Printausgabe, 11.08.2003)