Wien - Unter Personalnot und einer deutlichen Zunahme der Meldungen über Bombenfunde leidet zur Zeit der Entminungsdienst. Elf Beamte stehen für ganz Österreich zu Verfügung, Nachwuchs wird bereits gesucht, teilte der Leiter der Spezialeinheit im Bundeskriminalamt, Willibald Berenda am Montag mit. Fundmeldungen werde natürlich nachgegangen, eine aktive Suche nach Sprengmitteln durch Taucher sei aber nicht möglich.

Seit dem Unfall bei dem Versuch, in Salzburg eine Bombe zu entschärfen, langen mehr Meldungen über Kriegsrelikte beim Entminungsdienst ein. "Plötzlich erinnern sich die Menschen auch an Granaten, Patronen und Sprengmittel, die geborgen werden müssen", sagte Berenda. Dazu komme eine höhere Zahl an Fehlalarmen. Die angeblichen Sprengkörper im Laaer Wald in Wien-Favoriten, zu denen die Experten am vergangenen Samstag anrückten, entpuppten sich rasch als nicht fachgerecht entsorgte Hydraulikspeicher eines Pkw.

Sechs Einsätze pro Wochenende

Etwa sechs Einsätze sind derzeit an einem Wochenende zu bewältigen, noch vor wenigen Wochen war es nur einer. Da die Außenstellen in Graz und Linz nur an Wochentagen besetzt sind, muss von Wien aus mit dem Spezialbus quer durch Österreich gefahren werden. Etwa 100.000 Kilometer im Jahr werden mit dem als Gefahrguttransporter zugelassenen Fahrzeug abgespult.

Der ideale Bewerber für den Entminungsdienst hat laut Berenda bereits eine Ausbildung als Gefahrgutlenker, eine Sprengbefugtenausbildung, ist gelernter Schlosser oder Mechaniker und ausgebildeter Taucher. Trotzdem dauert die Ausbildung zum Experten noch etwa zweieinhalb bis drei Jahre.

Keine Zeit zum Nachschauen

Die Profis müssen u.a. die wichtigsten Zünder und deren Entschärfung auswendig kennen. Berenda: "Zum Nachschauen bleibt einfach keine Zeit." Bei der Auswahl in den kleinen Kreis der Entschärfer müssen aber vor allem psychologische Tests absolviert werden. Besonders gecheckt wird die Risikobereitschaft.

Die ersten Meldungen kamen übrigens bereits einen Tag nach der Explosion in Salzburg, bei der am 17. Juli zwei Spezialisten getötet und einer schwer verletzt worden sind. Ein Entschärfer schied daraufhin aus dem Dienst aus. "Der Druck war einfach zu stark", so Berenda. Jeder der elf Spezialisten ist sich bewusst, "dass auch er es hätte sein können", sagte Berenda. Deshalb werde noch konzentrierter und bewusster gearbeitet. (APA)