Wien - 7 bis 7,5 Prozent Ausschüttung im Jahr soll Anlegern der Immo-Fonds für die Millennium City in Wien bringen, den die deutsche MPC Münchmeyer Petersen Capital AG kürzlich samt dem 202 Meter hohen Tower für 360 Mio. Euro gekauft hat. Der geschlossene Österreich-Immobilienfonds soll im September auf den Markt kommen, die Mindestzeichnung beträgt 10.000 Euro. Vor dem Erwerb habe man das Objekt mit fast 100.000 m2 Büro- und Geschäftsflächen auf Herz und Nieren geprüft, erklärten MPC-Vertreter am Dienstag in Wien. Auf die wiederholt behaupteten Baumängel sei man nicht gestoßen: "Der Turm hat sich weniger gesenkt als alle anderen Türme in Europa."

Sicherheit für die Anleger, bei denen man 147,25 Mio. Euro Eigenkapital aufbringen will, sei durch die 8,24-jährige gewichtete Restmietlaufzeit der 120 Mieter aus unterschiedlichen Branchen, eine bankbesicherte Erstvermietungsgarantie sowie eine 10-jährige Zinsgarantie gegeben, sagte MPC-Vorstandschef Axel Schroeder in einem Pressegespräch. Aktuell vermietet seien zirka 94 Prozent der fast 98.000 m2 Nutzfläche (davon 42.410 m2 Büros, 50.370 m2 Einzelhandel, Gastronomie und Entertainment sowie 4.358 m2 Lager).

Substanzwert etwa 91 bis 92 Prozent der Gesamtkosten

Der 1999 fertig gestellte und danach erweiterte Komplex steht auf einem 20.870 m2 großen Eigentumsgrundstück und weist 2.403 Tiefgaragen-Stellplätze auf. Die obersten der 50 Tower-Etagen hat weiterhin der Millennium-Erbauer Georg Stumpf jun. (30) gemietet. Der Kaufpreis von 360 Mio. Euro entspricht dem 14,7-fachen der aktuellen Jahresmieteinnahmen von 24,5 Mio. Euro. Schätzgutachten hätten den Wert mit 370 Mio. Euro sogar etwas höher ausgewiesen. Samt Beratungs- und Projektkosten betrug die gesamte Investitionssumme für MPC 397,4 Mio. Euro. Damit beträgt der Substanzwert des Fonds etwa 91 bis 92 Prozent der Gesamtkosten.

Der für deutsche Anleger gedachte "Sachwert Rendite-Fonds Österreich" ist auf eine Laufzeit von 10 Jahren und vier Monaten ausgelegt. Die Anleger investieren dabei in eine Kommanditgesellschaft (KG), die die Eigentümergesellschaft der Millennium City erworben hat. Ob sich auch österreichische Anleger beteiligen können, wird derzeit noch geprüft. Schroeder räumte ein, dass es viel Zeit in Anspruch genommen habe, um die steuerliche Konzeption für den Kauf auszuarbeiten und wasserdicht zu machen. Auch bei diesem Erwerb habe man sich an der "Stärke des Konzepts des einzelnen Objekts" orientiert, nicht am lokalen Markt.

Dienstbarkeitsverträge der Gemeinde Wien

Bei der Prüfung des Ankaufs habe MPC "alle Punkte untersucht, die in der Vergangenheit durch die Presse gegangen sind", sagte der Vorstandschef des im SDAX der Frankfurter Börse gelisteten Unternehmens. Die finanzierende Bank - die zur WestLB gehörende Westdeutsche Immobilienbank - sei "ebenfalls sechs Monate hier gewesen". Es lägen alle Bau- und Betriebsgenehmigungen vor, für einen U-Bahn-Ausgang habe Stumpf das Beibringen einer Umwidmung zugesagt. Ferner erwarte man noch Dienstbarkeitsverträge von der Gemeinde Wien.

Eine "Exit-Strategie" nach Ende der Fondslaufzeit, in der die Ausschüttung schrittweise auf 7,5 Prozent p.a. ansteigen soll, sei noch nicht definiert, so Schroeder. Grundsätzlich könne die Gesellschaft per Mehrheitsbeschluss aber jederzeit einen Verkauf des Objekts beschließen, womit der Fonds aufgelöst wäre. Pläne für Änderungen am Konzept der Millennium City, dem bisher ersten Ankauf des Hamburger Emissionshauses in Österreich, habe man nicht. Verwaltet wird der Büro-, Einkaufs- und Freizeittempel von der niederländischen Hanze Vast Beheer, die für MPC laut Schroeder schon 210 Objekte mit 900.000 m2 und 130 Mio. Euro Jahresmiete verwaltet.

Die MPC mit aktuell 51.000 Kunden und knapp 140 Mitarbeitern hat bisher 168 Fonds mit 2,3 Mrd. Euro Emissionsvolumen aufgelegt und damit insgesamt 5,7 Mrd. Euro Investitionen getätigt. Derzeit betreut MPC 64 Immofonds mit 1,135 Mio. m2 Mietfläche verteilt auf über 200 Büro-Immobilien mit 96 Prozent Vermietungsgrad in sechs Ländern. Die Ausschüttung der Immofonds liegt bei 7 bis 9,25 Prozent im Jahr, die Nettorendite veräußerter Fonds bei 10,5 bis 14,9 Prozent. In Immobilien hat MPC bisher 2,3 Mrd. Euro investiert, mehr noch mit 2,9 Mrd. Euro in mehrere Dutzend Containerschiffe, für die entsprechende Schiffsmodelle aufgelegt wurden.

Der Finanzdienstleister will heuer bei 90 (85,2) Mio. Euro Umsatz einen Jahresüberschuss von 15 (14,1) Mio. Euro bzw. 1,42 (1,33) Euro je Aktie erzielen. Das EBIT soll auf 18,4 (17,4) Mio. Euro steigen. Nach früheren Angaben sollen die Aktionäre für 2003 zumindest wieder 1,25 Euro Dividende je Aktie erhalten. Am Montag schlossen die MPC-Titel mit 16,20 Euro. Vorstandsmitglieder waren Ende 2002 mit 24,85 Prozent am Unternehmen beteiligt, u.a. Schroeder mit 13,57 Prozent.(APA)