Bild nicht mehr verfügbar.

Gérard Saillant, ein Freund von Michael Schumacher.

Foto: REUTERS/Charles Platiau

Der Zustand von Michael Schumacher nach dem Skiunfall am Sonntag in Méribel ist unverändert kritisch, wie seine Managerin Sabine Kehm am Mittwoch mitteilte, aber immerhin seit einer zweiten Operation am Montagabend leicht verbessert und nun stabil. Der siebenfache Formel-1-Weltmeister liegt mit einem Schädel-Hirn-Trauma im künstlichen Koma in der Uni-Klinik von Grenoble. "Wir wollen diese Schlacht gewinnen", hatte Gérard Saillant am Dienstag gesagt. Der 68-Jährige war fast selbstverständlich gerufen worden.

Saillant hatte Schumacher bereits nach seinem Rennunfall in Silverstone im Jahre 1999 operiert. Und die beiden sind gute Freunde geblieben. Als der französische Chirurg und Orthopäde vor vier Jahren in Paris ein Institut für Gehirn und Rückenmark eröffnete, zeigte sich der Deutsche erkenntlich: "Michael Schumacher hat uns mit seinem eigenen Geld unterstützt", bedankte sich Saillant bei der Eröffnung seines Lebenswerks.

Offiziell ist der Chirurg in Pension. Dreißig Jahre lang arbeitete er im Pariser Krankenhaus Pitié-Salpêtrière. Dort hatte Saillant unter anderem die Abteilung für Orthopädie und Traumatismus geleitet. Durch die Behandlung der Unfälle spezialisierte er sich mehr und mehr auf Sportmedizin. Das passte zum leidenschaftlichen Marathonläufer, der einmal von sich gesagt hatte, er habe dank der Sportzeitung L'Équipe zu lesen begonnen.

Saillant wurde einem breiteren Publikum bekannt, als er Sportstars wie Schumacher, den neuseeländischen Rugbyspieler Dan Carter oder den brasilianischen Fußballer Ronaldo operierte. Letzterer widmete ihm gar zwei WM-Tore. Über den Sport stellte Saillant die - für viele Berufskollegen nicht selbstverständliche - Verbindung von Orthopädie und Neurologie her. Gerade die schwersten Unfälle und Verletzungen haben oft mit der Wirbelsäule, den Halswirbeln oder dem Kopf zu tun.

Vor drei Jahren eröffnete Saillant an der Pariser Salpêtrière sein eigenes "Institut für Gehirn und Knochenmark". Unter dem Kürzel ICM hat es sich in der Fachwelt einen ausgezeichneten Ruf erworben. 600 Forscher kümmern sich um Themen wie Parkinson, Alzheimer und multiple Sklerose, aber auch Tetra- und Paraplegie. Saillant betätigt sich zudem als Berater des französischen Sportministeriums, des nationalen Olympiateams oder des Internationalen Automobilverbandes.

"Es kann sich jederzeit ändern, zum Guten und zum Schlechten", sagt er zum Zustand von Michael Schumacher. (Stefan Brändle aus Paris, DER STANDARD, 2.1.2014)