Die Herausforderungen von 2014 und wie gut die Parteien darauf vorbereitet sind.

Grafik: DER STANDARD

Linz - Die größte Sorge, mit der die Österreicher ins neue Jahr gehen, ist seit Jahren dieselbe: ob die Kluft zwischen Reich und Arm in Österreich größer wird. 44 Prozent macht das aktuell große Sorge, weiteren 44 Prozent "etwas Sorge" und nur zwölf Prozent machen sich in dieser Hinsicht gar keine Sorgen. Das geht aus der STANDARD-Umfrage des Market-Instituts mit 405 Befragten zur Jahreswende hervor. Das in dieser Fragestellung verpackte Anliegen der Verteilungsgerechtigkeit ist im Verlauf der krisenhaften Wirtschaftsentwicklung angestiegen. 2007 und auch noch 2010 waren nur 34 Prozent über die Vermögensverteilung in großer Sorge - ab 2011 stieg das Problembewusstsein auf ein Niveau zwischen 40 und 44 Prozent.

Besorgte Senioren

Besonders ausgeprägt ist die Sorge bei Wählern von FPÖ, Grünen und SPÖ - ältere Befragte äußern sich in diesem Punkt deutlicher besorgt als jüngere.

Verteilungsgerechtigkeit ist eine eminent politische Frage - aber den politischen Parteien wird nur in äußerst eingeschränktem Maß zugetraut, für die politischen Herausforderungen gerüstet zu sein: Die Grafik zeigt, dass noch am ehesten den Neos das Vertrauen entgegengebracht wird, gut vorbereitet zu sein.

Market-Studienleiter David Pfarrhofer: "Das deckt sich natürlich mit den Einschätzungen vieler Politikwissenschafter. Die Neos werden vielfach als Hoffnungsträger eingeschätzt. Man darf aber nicht übersehen, dass die höchste Ausprägung des Wertes 'sehr gut vorbereitet' nicht bei den Neos, sondern bei den Freiheitlichen liegt."

Was die Grafik ebenfalls anschaulich macht, ist der Zeitvergleich: Sowohl die Grünen als auch die Freiheitlichen bekommen heute bessere Noten als zur Jahreswende 2008/2009. Vor fünf Jahren, zu Beginn der vorigen Legislaturperiode, hatte die SPÖ einen Vertrauensvorschuss, der ihr heute nicht mehr eingeräumt wird. Pfarrhofer zitiert einen weiteren Teil der Umfrage: "70 Prozent der Wahlberechtigten sagen, dass sich die Situation der SPÖ im Lauf des vergangenen Jahres verschlechtert hat - und das sagen sie auf demselben Niveau schon viele Jahre in Folge, es ist also nicht nur eine Momentaufnahme. Dasselbe gilt für die ÖVP, da sehen 71 Prozent eine Verschlechterung."

Jeder Zweite gegen Koalition

Da überrasche es nicht, dass die Frage, ob die Zusammenarbeit der Koalitionsparteien "alles in allem gut für Österreich" wäre, nur von 30 Prozent zustimmend, von 53 Prozent aber ablehnend beurteilt wird: "Das heißt, dass jeder Zweite gegen die Koalition ist. Man darf ja nicht übersehen, dass auch innerhalb der jeweiligen Wählerschaft der Regierungsparteien nur etwa zwei Drittel die Zusammenarbeit für gut halten", sagt der Meinungsforscher: "Die Konsenssehnsucht kennt also Grenzen."

Zurück zu ausgewählten Sorgenfeldern, die die Österreicherinnen und Österreicher für das eben begonnene Jahr abstecken:

  • 48 Prozent sorgen sich, ob es zu Verschlechterungen im Pensionsbereich kommt - nur 18 Prozent sehen dieses Politikfeld ohne Sorge. Die Aufmerksamkeit für das Problem ist seit 2010 auf einem hohen Niveau. Am wenigsten Sorgen machen sich junge Befragte, am meisten Frauen und FP-Wähler.
  • Tendenziell zurückgegangen ist die Sorge um die Integration von ausländischen Mitbürgern: 2010 hatten noch 29 Prozent große Sorgen, jetzt sind es 25. Der Anteil jener, die hier keine Sorgen haben, ist von 28 auf 35 Prozent gestiegen.
  • Seit 2010 gesunken, aber immer noch über dem Vorkrisenniveau von 2007 ist die Sorge um den Erhalt des derzeitigen Lebensstandards. Große Sorgen haben derzeit 22 Prozent (2007: zehn Prozent, 2010: 24 Prozent), keine Sorgen haben damit 33 Prozent (2007: 57 Prozent, 2010: 26 Prozent).
  • Über die Jahre gleich geblieben ist das Niveau des Misstrauens, "ob meine persönliche Freiheit durch staatliche Überwachung eingeschränkt wird". Seit 2010 ist das ein Thema, das 16 bis 17 Prozent der Wahlberechtigten (auffällig stark Freiheitliche und junge Befragte) große Sorgen macht und zwischen 37 und 48 Prozent gar keine. Derzeit liegt der Anteil derer, die sich wegen Überwachung keine Sorgen machen, bei 44 Prozent.
  • Persönliche Arbeitsplatzsorgen quälen elf Prozent in hohem Maße - 60 Prozent machen sich gar keine Sorgen. Das ist sogar besser als im Jahr 2007 vor der Krise: Damals machten sich noch 15 Prozent große Sorgen, 55 Prozent gar keine.
  • Ganz am Ende der Skala: die Angst vor Terroranschlägen in Österreich. Diese Sorge ist seit vielen Jahren kontinuierlich im Sinken. So waren im Jahr 2010 16 Prozent sehr besorgt, dass es in Österreich (wieder) zu Terrorismus kommen könnte, 2011 waren es nur noch elf Prozent, derzeit sind es sieben. Gleichzeitig stieg der Anteil derer, die gar keine Terrorangst haben, von 28 auf 54 Prozent an.

Und wie wird 2014 wirtschaftlich laufen? 23 Prozent sagen, dass es - verglichen mit anderen EU-Staaten - besser laufen wird, 54 Prozent meinen, es werde gleich gut laufen wie in der übrigen Europäischen Union und nur 15 Prozent glauben, dass es schlechter gehen wird. Besonders zuversichtlich sind ältere und höher gebildete Befragte. (Conrad Seidl, DER STANDARD, 2.1.2014)