Wien - In der Telekombranche wächst die Unzufriedenheit mit der Telekompolitik in Österreich. Vor allem die Herausforderer der teilstaatlichen A1 Telekom Austria (TA) kritisieren die nicht vorhandenen Ausbaupläne für superschnelles Breitband-Internet. Das liege sowohl an der finanziellen Ausstattung der von Verkehrsministerin Doris Bures angekündigten Breitband-Offensive (versprochen ist eine halbe Milliarde Euro) als auch am fehlenden Masterplan für den Ausbau. "Wenn wir in kürzester Zeit Milliarden in eine Provinzbank stecken können, werden wir wohl ein paar Millionen in die Breitbandzukunft investieren können", sagt Tele2-Chef Alfred Pufitsch in seiner Funktion als Präsident des Verbands Alternativer Telekomnetzbetreiber (VAT).

Nach gutem Start Ende 2012, bei dem im Rahmen des Förderprogramms "Breitband Austria Zwanzigdreizehn" insgesamt 39 Millionen Euro an Förderungen im Wettbewerbsverfahren vergeben wurden, sei es still geworden. Ein Masterplan für den weiteren Breitbandausbau fehle noch immer, urgiert der VAT-Präsident nach der Funkfrequenzauktion mit zwei Milliarden Euro Erlös weitere Aktivitäten ein.

Zur Erinnerung: Bei Breitband Austria Zwanzigdreizehn wurden 106 Ausbaulose für 965 Siedlungspunkte in Österreich vergeben. Der Löwenanteil entfiel mit 21,78 Mio. Euro oder 71 Prozent an A1 Telekom Austria. Der Rest ging im Wesentlichen an Anbieter, die den Bundesländern nahe stehen. Lokale oder regionale Initiativen seien grundsätzlich gut, sagt Pufitsch im Standard-Gespräch, das Geld solle ja dort ankommen, wo es tatsächlich gebraucht werde. "Aber es dürfen keine Monopolinseln entstehen." Falls doch, "müssen die Inhaber des Leitungsnetzes mit Vorleistungsverpflichtungen belegt werden." Sonst wären Geschäftsmodelle für Diensteanbieter unrentabel, flächendeckender Wettbewerb ausgeschlossen "und dauerhaft nur die TA in der Lage, die Investitionskosten im Festnetz zurückzuverdienen", warnt der VAT-Präsident mit Hinweis auf die prekäre Wettbewerbssituation im Festnetz, die Österreich ein Wettbewerbsverfahren in Brüssel beschert habe.

Erster Schritt sei eine Bestandsaufnahme nach schweizerischem Vorbild, wo der Ultrabreitbandausbau bereits voll in Gang sei. Wettbewerb im Mobilfunk sei zu wenig, denn selbst eine Verdichtung der Funkmasten sei ohne Festnetz nicht möglich. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, 2.1.2014)