Wien - Rettungskräfte werden zur Jahreswende wohl vor allem die Erfinder von Alkohol und pyrotechnischen Gegenständen verfluchen. Denn diese Ingredienzien sorgten auch heuer für den Großteil der Arbeit bei Notärzten und in Ambulanzen.
Der schwerste Zwischenfall ereignete sich am Dienstag gegen 18 Uhr in Deutsch-Wagram (Bez. Gänserndorf). Ein 54-Jähriger schoss gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin und deren Sohn Raketen ab, als eine sogenannte Kugelbombe nicht zündete. Als sich der Mann, der keine Berechtigung für Feuerwerkskörper dieser Klasse hatte, über den Gegenstand beugte, explodierte dieser. Der Mann starb noch vor Ort an den schweren Kopfverletzungen.
Entgegen dem böllerbedingten Eindruck gab es in Niederösterreich nur neun weitere Rettungsausfahrten wegen Feuerwerksunfällen, insgesamt musste aber über 400-mal das Blaulicht eingeschaltet werden. Bei den 58 Ausfahrten von Notärzten waren der häufigste Grund Patienten, die bis zur Ohnmacht getrunken hatten.
Dass auch kleine Dinge gefährlich werden können, zeigt ein Fall aus Traun (Bez. Linz-Land): Ein 27-Jähriger zündete gemeinsam mit seinem sechsjährigen Sohn ein "Bienchen" an. Das ist ein Knallkörper der Klasse F1, der sogar in geschlossenen Räumen eingesetzt werden darf. In diesem Fall schwirrte das Ding allerdings in eine Thujenhecke und setzte sie in Brand, die Feuerwehr musste löschen.
Ohne gröbere Zwischenfälle ging laut Veranstaltern der Wiener Silvesterpfad über die Bühne. 690.000 Menschen feierten in der Innenstadt, ein Minus von rund 100.000 Personen im Vergleich zum Jahreswechsel davor. Auch die 20.000 Besucher des "Innsbrucker Bergsilvester" stellten laut Polizei "nichts Besonderes" an.
Eine seltsame Vorstellung von Neujahrsbräuchen demonstrierte dagegen ein 45-jähriger Burgenländer Dienstagabend in Wien-Simmering. Der Mann feuerte gegen 20.30 Uhr 30-mal mit seiner Glock-Pistole auf den Gehsteig. Er habe "an Silvester teilnehmen, aber niemanden gefährden wollen", sagte er nach seiner Festnahme durch die Wega. Außerdem dachte er sich, bei dem Lärm würde das niemandem auffallen. Detail am Rande: Der Mann hatte einen gefälschten Pass bei sich - mit seinen korrekten Daten. (red, DER STANDARD, 2.1.2014)