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Aus dem Kofferaum ins Rampenlicht: Thomas Diethart.

Foto: EPA/Erichsen

Es war großes Kino, rührendes Kino. Selten hörte man einen Sportpapa, dem eigentlich "die Worte fehlen", so wunderbar über seinen "Buam" reden wie Gernot über Thomas Diethart. Dieser Bub hat das Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen gewonnen und die Führung in der Vierschanzentournee übernommen. "Wir haben im Auto geschlafen, wir haben im Zelt geschlafen", sagte Gernot Diethart. "Das ist jetzt der Lohn."

Der Lohn ist sensationell, schließlich hat der junge Diethart (21) erst sechs Weltcupspringen absolviert. Neben ihm standen Thomas Morgenstern, dreimaliger Olympiasieger aus Kärnten, und Simon Ammann, viermaliger Olympiasieger aus der Schweiz, auf dem Podest. Außerdem kommt Diethart aus Michelhausen bei Tulln, also aus Niederösterreich, und das ist nicht das erste Bundesland, das man bis dato mit Skispringen verband. Sondern das siebente. Papa Gernot stammt aus der Steiermark, er war ein guter Skifahrer, und er beförderte die Karriere des Sohnes, der "charakterstark" sei, aber auch "streichelweich".

Ganz am Anfang ist Thomas Diethart übrigens für einen Wiener Verein gesprungen; der SC Ober St. Veit war da schon in Auflösung begriffen, hatte schlicht zu wenige Mitglieder. Diethart wechselte zum UVB Hinzenbach nach Oberösterreich. "Wir sind zweimal die Woche 200 Kilometer zum Training gefahren", sagt Gernot Diethart. "Und danach wieder zurück." Die Wochenenden waren mit Wettbewerben verplant. Vater und Sohn sparten bei den Übernachtungen. "Wir sind aus dem Kofferraum gekrochen, dann ist Thomas trainieren gegangen."

Nebenbei ging sich ein Schulabschluss aus, wenn auch nicht am Skigymnasium Stams, das Diethart nach vier Jahren wieder verließ. 2013 schloss er seine Lehre (Industriekaufmann) ab, und er wurde als Leistungssportler im Bundesheer aufgenommen. Deshalb ist der Kopf von Thomas jetzt "frei". Der Kopf spielt im Skispringen eine große Rolle, weil er, wie viele Skispringer sagen, keine große Rolle spielen darf. "Mir ist es es gelungen", sagt Thomas Diethart, "den Kopf auszuschalten."

Christa und Gernot, die Eltern, sahen Thomas in Garmisch zu, die Mutter hielt ein Glücksschwein im Arm. Da der Sohn so brav ist, bekommt er bald ein echtes Schwein geschenkt. Viele trauen ihm bei der Tournee den sechsten österreichischen Gesamtsieg in Serie zu. Für Niederösterreich wäre es der erste. (Fritz Neumann, DER STANDARD, 2.1.2014)