Die von finnischen Forschern erstellte "Körperkarte der Gefühle", die kulturübergreifende Gültigkeit hat.

Illustration: Lauri Nummenmaa et al.

Washington/Wien - Emotionen haben etwas Körperliches, was auch unsere Sprache gut zum Ausdruck bringt: Wir haben Wut im Bauch (aber auch Schmetterlinge), es treibt uns die Zornesröte ins Gesicht, und aus Freude oder Liebe wird uns manchmal warm ums Herz. Die Angst wiederum kann uns die Kehle zuschnüren.

Dieser Effekt findet sich sogar in der Etymologie wieder: Angst kommt vom indogermanischen "anghu" (beengend) und ist verwandt mit dem lateinischen "angustia" (Enge). Sind das nur Besonderheiten der deutschen Sprache? Oder gibt es so etwas wie universelle Zusammenhänge zwischen Emotionen und dem Ort, an dem wir sie im Körper wahrnehmen?

Ein Team um den finnischen Forscher Lauri Nummenmaa hat die Probe aufs Exempel gemacht und über 700 Testpersonen aus Finnland, Schweden und Taiwan in Experimenten bestimmte Gefühle ihren eigenen Körperregionen zuordnen lassen. Konkret bekamen die Probanden aus Nordeuropa und Ostasien Emotionen in Form von Worten, Filmen, Kurzgeschichten oder Gesichtsausdrücken vorgeführt. Danach mussten sie am Bildschirm jene Körperregionen einfärben, in denen sie stärkere oder schwächere Aktivitäten verspürt haben.

Anatomien der Gefühlsregungen

Auf diese Weise entstanden sogenannte "Körperkarten", also Anatomien der menschlichen Gefühlsregungen. Die meisten Emotionen sorgen für gesteigerte körperliche Empfindungen im oberen Brustbereich, was mit Veränderungen der Atemfrequenz und des Herzschlags zu tun haben dürfte. Und ganz ähnlich wie der Ausdruck der Gefühle im Gesicht, der angeboren ist, dürften auch die "embodiments" der Gefühle kulturübergreifend gültig sein - jedenfalls aber in Schweden, Finnland und Taiwan. (tasch, DER STANDARD, 2.1.2014)