Grafik: DER STANDARD

Wien – Wenn sich die Quote ständig verschlechtert, kann man den Maßstab hinterfragen: Der ORF will sich vom Marktanteil verabschieden, dem seit Jahrzehnten geübten Parameter in TV-Märkten. Der Marktanteil von ORF 1 und ORF 2 sank 2013 binnen eines Jahres von 36 auf 33,9 Prozent. 2011 hatten sie noch 36,4 Prozent.

Der Wert gibt den Anteil an der gesamten Fernsehnutzung in der jeweiligen Zeitzone an. Erst maß sich der ORF ab 1995 an Marktanteilen in Kabel- und Satellitenhaushalten, wo er schon damals in voller Konkurrenz stand. Vor wenigen Jahren wechselte er zu den (für ihn etwas günstigeren) nationalen Marktanteilen über alle Empfangswege. Nun würde der öffentlich-rechtliche Rundfunk am liebsten zur Reichweite wechseln. Wer eine Minute einer Sendung sieht, zählt. Bei kürzeren Formaten reicht eine Sekunde.

Teletest

Mehr Publikum verspricht die quasi amtliche Quotenmessung Teletest den Sendern 2014 ohnehin. Gegen Ende des Jahres dürften die Medienforscher der GfK auch die Nutzung über Mediatheken und
-player der Sender im Internet mit ausweisen.

Ein Testlauf ohne ORF- und RTL-Sender im September 2013 zeigte wohl privatfernsehgeprägte Nutzung: Fast 53 Prozent der ­Onlineabrufe galten Show und Unterhaltung, knapp 28 Prozent Serien. Politik liegt hier mit 4,6 Prozent an vierter Stelle hinter dem etwas breit angelegten Genre "Lebenshilfe/Service/Doku-Soaps" (in der Grafik links oben).

Im - medienbehördlich limitierten - Angebot der ORF-TVthek hatten 2013 vier Infosendungen die meisten zeitversetzten Abrufe - und in der Liste steht jeweils nur die stärkste Sendung eines Formats des Jahres. Sichtung bedeutet: zumindest eine Sekunde gesehen. Technik-Vize Thomas Prantner verweist auf 5,2 Prozent Wochenreichweite im zweiten Quartal 2013 nach 4,3 Prozent. ORF.at steigerte sich von 20,5 auf 23,7 Prozent.

Verzahnung

2014 will der ORF Web und Fernsehen noch enger verzahnen: Für Smart TV gibt es in diesem Jahr ein eigenes Sonderbudget – also einen Bildschirm-Programmführer mit Empfehlungs- und Kommunikationsmöglichkeiten. Da trifft sich gut, dass das Verfassungsgericht über den Zugang des ORF zu Social Media entscheidet. Parallel Thema: Können andere Portale ORF-Videos nutzen (und vermarkten)?

Digital bewegt sich auch das Radio 2014: Der lange gewälzte Testlauf für Digitalradio (DAB+) in Wien soll heuer tatsächlich beginnen. Die Initiatoren schweigen noch, ob die großen Player ORF und Kronehit mitmachen. Gernot Fischer, der den Verein Digitales Radio managt, kündigt „viele neue", nicht über UKW abrufbare Programme an.

Kronehit muss 2014 seine ganz klassische UKW-Lizenz erneuern.

Im ORF-Radio stehen Ö1 ein neue Chef (als Favorit wird Werner Herics gehandelt) und neue Strukturen ins Funkhaus, zudem ein vorerst monatlich geplantes Radio-Medienmagazin. Und die lange Jahre eingespielte Innenpolitikredaktion wird sukzessive neu besetzt. (fid, DER STANDARD, 4./5./6.1.2014)