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Mit seiner internationalen Erfahrung ist Bernd Brückler als Absicherung für die etatmäßige Nummer eins Bernhard Starkbaum einzuplanen.

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Rekordnationalspieler Gerhard Unterluggauer wird in Sotschi als erst neunter Spieler in der Geschichte des österreichischen Eishockeys zum dritten Mal an Olympischen Spielen teilnehmen.

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Der Mangel an adäquaten Mittelstürmern bedingt kreative Lösungen. Warum nicht Oliver Setzinger als Center?

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38 Tage bevor Österreich im Bolschoi-Eispalast zu Sotschi gegen Finnland in das olympische Eishockeyturnier von 2014 startet, wird Nationaltrainer Emanuel Viveiros am späten Dienstagvormittag seinen 25 Spieler umfassenden Kader bekanntgeben. Für den gebürtigen Kanadier wird es vermutlich die schwerste, jedenfalls aber die wichtigste Nominierungsentscheidung seiner bisherigen Karriere. Noch nie in seiner Geschichte hat das Team Austria sportlich eine größere Bühne betreten, denn erstmals überhaupt hat sich Österreich für Olympische Spiele qualifiziert, für deren gesamten Verlauf auch die National Hockey League (NHL) eine Pause einlegt, um die besten Kufencracks der Welt in den Wettstreit um Medaillen zu entsenden.

Für derStandard.at hat "Crunch Time"-Blogger Hannes Biedermann seinen persönlichen Kader für Sotschi 2014 zusammengestellt. Wohlgemerkt ein Vorschlag und keine Prognose darüber, wie die Zusammenstellung von Viveiros und seinen Assistenten aussehen könnte.

Starkbaum unumstritten

Die Nummer eins im Tor muss und wird Bernhard Starkbaum heißen. Nach langer Vereinssuche kehrte er im November in Schwedens höchste Liga zurück und überzeugt dort Woche für Woche mit starken Leistungen. Hinter ihm sollte Salzburgs Bernd Brückler die Position als Backup einnehmen: Zwar spielt der 32jährige nicht die beste oder konstanteste Saison seiner Karriere, seine große internationale Erfahrung von knapp 300 Einsätzen in AHL, KHL und SM-Liiga macht ihn als Absicherung (und möglichen Starter im Auftaktspiel gegen seine Wahlheimat Finnland) jedoch unverzichtbar. Um den dritten Platz im Kader konkurrieren Mathias Lange und René Swette. Der Letztgenannte hat zwar in den vergangenen Wochen sein Spiel stabilisiert, konnte auf internationaler Ebene jedoch noch nie überzeugen (kein gewonnenes Länderspiel seit November 2010). Lange stand bisher erst in einem einzigen Spiel im Tor des Team Austria, hat im Verlauf der aktuellen Saison in Deutschlands Profiliga aber speziell in Partien gegen die Topklubs überzeugt. Strahlt am Eis und abseits davon mehr Souveränität aus als Swette, ist mental stärker und darum dem Meistergoalie des KAC gegenüber vorzuziehen.

Physische Präsenz als Hauptkriterium

Im exquisiten Teilnehmerfeld des olympischen Eishockeyturniers gehört Österreich spielerisch zu den schwächsten Mannschaften, entsprechend viel Zeit wird man in der eigenen Zone verbringen. Bei der Zusammenstellung der Abwehr sind daher Akteure zu bevorzugen, deren Stärken in der Defensivarbeit liegen. Klassische Stay-at-home-Verteidiger von internationaler Qualität sind im rot-weiß-roten Eishockey jedoch seit jeher Mangelware, am ehesten erfüllt diese Anforderung noch Wiens Sven Klimbacher, der für den Sotschi-Kader gesetzt sein sollte. Auf die Dienste seines Klubkollegen Philippe Lakos, von der Spielanlage her ein ähnlicher Typ, legt der Nationaltrainer keinen Wert (Anm.: Lakos stand nur in einem der 39 Länderspiele unter Viveiros im Aufgebot).

Thomas Pöck, der einzige Defender mit NHL-Erfahrung, Rekordnationalspieler Gerhard Unterluggauer und Matthias Trattnig sind Fixstarter im Olympiakader, als speziell im Powerplay wichtiger Rechtsschütze führt auch an André Lakos kein Weg vorbei.

Komplettiert werden die ersten Sechs in der Abwehr vom Allrounder Stefan Ulmer, Österreichs einzigem Verteidiger von internationalem Rang, der seinen 30. Geburtstag noch nicht hinter sich hat. Erste Alternative hinter dem genannten Sextett ist Robert Lukas, der mehr als 14 Jahre nach seinem Länderspieldebüt noch immer - und gerade in dieser Saison - Leistungen aufs Eis bringt, die ihn für das Nationalteam qualifizieren. Um den letzten offenen Platz in der Defensive konkurrieren Dominique Heinrich und Florian Iberer: Während der Salzburger in jedem WM-Aufgebot gesetzt sein sollte, spricht hinsichtlich den bei Olympia wartenden Aufgaben die körperliche Präsenz eher für den KAC-Verteidiger.

Experiment im Zentrum

Schon seit Jahren ist die Mittelstürmerposition der größte Schwachpunkt des österreichischen Nationalteams, im Vorfeld der Begegnungen mit der absoluten Weltklasse in Sotschi stellt sich die Center-Problematik sogar noch düsterer dar. Für einen krassen Außenseiter wie das Team Austria wäre es naheliegend, mit zwei offensiv und zwei defensiv ausgerichteten Sturmlinien in das Turnier zu gehen, Mittelstürmer, die diese Rollen übernehmen und Blöcke führen können, sind hierzulande jedoch rar gesät.

In der ersten Formation ist Thomas Koch gesetzt, trotz mäßiger Saison ist er der einzige Center mit österreichischem Pass, der auf internationaler Ebene konkurrenzfähig ist. Hinter ihm klafft ein großes Loch, weder ein Spielgestalter für die zweite Sturmlinie noch adäquate Mittelstürmer für die beiden hinteren Reihen (Anforderungsprofil: physisch präsent, stark in der Arbeit nach hinten und vor allem beim Faceoff) drängen sich auf. Diese Tatsache akzeptierend bietet sich das Experiment an, einen etatmäßigen Flügelstürmer in die Mitte zu ziehen. Am geeignetsten scheint hier Oliver Setzinger zu sein, der mit seiner Grundschnelligkeit und seinem technischen Vermögen Unzulänglichkeiten beim Scheibenaufwurf zumindest teilweise kompensieren könnte.

Für die dritte und vierte Linie kommt theoretisch eine ganze Reihe an Mittelstürmern in Frage, praktisch jedoch deckt sich bei niemandem aus dem Quartett Raphael Herburger, Thomas Hundertpfund, Daniel Oberkofler und Michael Schiechl das jeweilige Skillset mit den Anforderungen an Center in den Checking Lines einer Außenseitermannschaft. Am ehesten wäre dieser Rolle Philipp Pinter gewachsen, der jedoch in den Überlegungen des Teamchefs keine Rolle spielt, sodass die seit einigen Monaten forcierte Notlösung, Daniel Welser im Zentrum zu bringen, die beste aller suboptimalen Besetzungen darstellt. Als Mittelstürmer des vierten Blocks kommt in erster Linie David Schuller in Frage, dessen Scorerqualitäten zwar mit den Jahren immer seltener zum Vorschein kommen, der jedoch die nötige Physis für diese Position mitbringt und zudem bei der letztjährigen A-Weltmeisterschaft mit Abstand bester Bullyspieler des Team Austria war.

Fast schon Luxus: Die Flügelstürmer

Die geringsten Sorgen dürfte Nationaltrainer Viveiros die Nominierung der Flügelstürmer bereiten, qualitativ, quantitativ und nach Rollenbildern besteht hier die größte Auswahl. Drei der vier Plätze in den vorderen Blöcken sind mit den NHL-Stürmern Thomas Vanek, Michael Grabner und Michael Raffl besetzt. Während die beiden Cracks der New York Islanders gemeinsam mit Thomas Koch die erste und deutlich offensivste Linie bilden sollten, könnten die körperlich sehr präsenten und mit Sniper-Qualitäten ausgestatteten Michael Raffl und Brian Lebler dem Experiment "Zweitliniencenter Setzinger" zum Erfolg verhelfen.

Im dritten Block mit Daniel Welser bieten sich seine Klubkollegen aus Salzburg, Thomas Raffl und Andreas Nödl, als sinnvolle Ergänzungen zu einer ausbalancierten Formation der Powerforwards an. Thomas Hundertpfund, bei der letzten WM noch einer der auffälligsten Stürmer in der Offensive, könnte, nachdem er in der bisherigen Saison im Klub fast ausschließlich defensive Aufgaben zu übernehmen hatte, auch als Flügel in die vierte Linie passen. Neben Center David Schuller sind hier als zwölfter Stürmer sowohl Manuel Latusa als auch Andreas Kristler denkbare Optionen. (Hannes Biedermann; derStandard.at; 6.1.2014)