Bild nicht mehr verfügbar.

Das berühmte Nordlicht sieht man auch ohne Sonnensturm - mit aber möglicherweise noch besser.

Foto: EPA/Sirkka

Göttingen - Ein mittelstarker Sonnensturm rast auf die Erde zu. Nach Berechnungen des Instituts für Astrophysik an der Universität Göttingen vom Mittwoch soll ein Teil der Plasmawolke mit einer Geschwindigkeit von 1.500 Kilometern pro Sekunde unterwegs gewesen sein. Gegen 5.00 Uhr am Donnerstag erreichten vermutlich erste Ausläufer die Erde, die aktuell gemessene Geschwindigkeit betrage aber nur etwa 400 km/s, wie das Helmholtz Centre for Geosciences in Potsdam am Donnerstag mitteilte. Sonnenstürme dieser Stärke treten treffen die Erde mehrmals jährlich. Auswirkungen auf das Erdmagnetfeld wurden bisher nicht verzeichnet.

Keine Auswirkungen auf der Erde zu befürchten

"Das ist schon ein heftigeres Ereignis, das sich dadurch hervortut, dass es sehr energiereiche Protonen ausgesandt hat", erklärte Werner Curdt vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Katlenburg-Lindau bei Göttingen. Diese positiv geladenen Teilchen könnten bis zur Erdoberfläche durchdringen - gefährlich sei das aber nicht. Bei Sonden, die im Orbit Bilder etwa von Sternen aufnehmen sollen, gäbe es jedoch bereits deutliche Bildstörungen. Zudem könnten Messstationen auf der Erde, die Höhenstrahlung messen, höhere Werte als sonst aufzeichnen.

"Es sieht so aus, als ob der als moderat klassifizierte Sturm uns nicht voll trifft, sondern nur streift", sagte Curdt. Im Norden Europas könnten bei klarem Wetter zwischen Donnerstagabend und Freitagfrüh Nordlichter zu sehen sein. Dass dies auch so weit südlich wie Deutschland auftreten könne, halte er eher für unwahrscheinlich - ausschließen wolle er es aber nicht.

ISS-Fahrplan betroffen

Wegen des Sonnensturms ist der für Mittwochabend geplante Start des unbemannten privaten Raumtransporters "Cygnus" zur Internationalen Raumstation ISS verschoben worden. Die erhöhte Strahlung könne die Elektronik an Bord des Raumfrachters beschädigen, teilte das Unternehmen Orbital Sciences am Mittwoch mit. Der Transporter sollte ursprünglich um 19.32 Uhr MEZ mit der Trägerrakete "Antares" ins All starten. An Bord sind Vorräte für die ISS-Besatzung, Ausrüstung für Experimente und andere Geräte.

Gemeinsam mit der US-Raumfahrtbehörde NASA und Experten für Weltraumwetter werde nun geprüft, ob der Ersatztermin am Donnerstag wahrgenommen werden könne. Am Donnerstag soll es demnach um 19.10 Uhr MEZ vom kleinen Weltraumbahnhof Wallops Island im US-Bundesstaat Virginia losgehen. Der Transporter könnte dann am 12. Jänner die ISS erreichen.

Die Privatunternehmen Orbital Sciences und SpaceX fliegen für die NASA Nachschub zur ISS, nachdem die US-Raumfahrtbehörde ihr Shuttle-Programm 2011 nach 30 Jahren eingestellt hatte. Orbital Sciences hat mit der NASA einen Vertrag über acht Transportflüge zur ISS, der Start am Mittwoch sollte der erste reguläre Transportflug des Unternehmens sein. Einen Testflug gab es bereits im Oktober. SpaceX hat seinen unbemannten Raumtransporter "Dragon" bereits dreimal zur ISS geschickt. Anders als "Dragon" kehren die Raumfrachter von Orbital Sciences nicht intakt zur Erde zurück. Sie verglühen beim Eintritt in die Erdatmosphäre. Nur SpaceX kann daher auch Fracht zur Erde zurückbringen. (APA/red, derStandard.at, 8.1.2014)