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Ballorganisator Udo Guggenbichler (rechts) mit FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache beim einstigen "Ball des Wiener Korporationsringes" im Jahr 2012.
Wien - Das Bündnis "Jetzt Zeichen setzen!" plant im Vorfeld des von der FPÖ ausgerichteten Akademikerballs in der Wiener Hofburg - des Nachfolgers des umstrittenen WKR-Balls - mehrere Protestveranstaltungen. Am Donnerstag veröffentlichte die Plattform einen offenen Brief von KZ-Überlebenden, der die Verantwortlichen dazu auffordert, die Räumlichkeiten für den Ball nicht zur Verfügung zu stellen.
Entzug der Nutzungsrechte
Das von sechs Betroffenen unterzeichnete Schreiben ist an die Wiener Kongresszentrum Hofburg Betriebsges.m.b.H. und ihre Gesellschafter sowie an Bundespräsident Heinz Fischer, Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ), Vizekanzler Michael Spindelegger sowie Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (beide ÖVP) gerichtet. Darin wird ein Entzug der Nutzungsrechte der Hofburg für den für den 24. Jänner angesetzten Ball gefordert.
Die Unterzeichner wünschen einen Schritt wie in der Stadt Innsbruck, wo der Vertrag für ein in der Innsbrucker Messe geplantes Treffen des Dachverbands Deutsche Burschenschaft seitens der Stadt aufgelöst worden war. "Die Stadt Innsbruck hat vorgemacht, dass eine klare Grenzlinie gesetzt werden kann, ja gesetzt werden muss: Die im Mehrheitseigentum der Stadt stehenden Räume wurden den Korporierten entzogen. (...) denselben Schritt erwarten wir uns auch von Ihnen als Verantwortungsträgerinnen und -trägern für die Vergabe der Prunksäle der Republik", heißt es im Schreiben.
Veranstaltungen und Vernetzungsaktivitäten
"Wann werden Sie endlich klar sagen: Die Räumlichkeiten unserer Republik stehen für Veranstaltungen und Vernetzungsaktivitäten rechtsextremer Verbände nicht zur Verfügung!", so die Unterzeichner weiter. Der Brief wurde unter anderem vom KZ-Überlebenden und heutigen Obmann des Kulturvereins Österreichischer Roma, Rudolf Sarközi, mitunterzeichnet.
"Jetzt Zeichen setzen!"-Koordinator Nikolaus Kunrath von den Wiener Grünen sagte, Wien habe "keinen Platz für die Vernetzung Rechtsextremer verdient". Die Initiative plant eine Reihe von Protestveranstaltungen im Vorfeld des Balls. Sowohl am heutigen wie auch kommenden Donnerstag ist ein "Walk of Shame" vor Hotels, die im Besitz der Hofburg-Gesellschafter stehen, geplant. Am Tag des Balls ist bereits eine Kundgebung (19 Uhr) auf dem Heldenplatz angemeldet, so Kunrath, wobei hier die SPÖ dezidiert nicht mitmachen wird. Am 27. Jänner ist dann auf dem Heldenplatz ein Gedenken anlässlich des internationalen Holocaust-Tages geplant.
Guggenbichler: Betreibergesellschaft wird unter Druck gesetzt
Der Veranstalter des von der FPÖ ausgetragenen Akademikerballs in der Wiener Hofburg übt Kritik an den Protesten der Plattform "Jetzt Zeichen setzen!" gegen den Ball. "Ich halte es für bedenklich, dass man versucht - über den 'Walk of Shame' -, die Betreibergesellschaft unter Druck zu setzen. Das schadet ja wirtschaftlich. Der Protest muss ja nicht auf Schaden abzielen", sagte Guggenbichler mit Verweis darauf, dass die Protestplattform auf Kundgebungen vor Einrichtungen der Betreibergesellschaft setzt.
Gleichzeitig betonte er, dass ihm das Recht auf Demonstrationsfreiheit äußerst wichtig sei. Allerdings verwehre er sich gegen jede Form von Tätlichkeiten seitens der Demonstranten: "Ich habe auch überhaupt nichts gegen Demonstrationen, aber etwas gegen Gewalt." Und: "Ich finde es nicht besonders mutig, wenn der Schwarze Block, der ja mittlerweile mit Bussen aus ganz Europa anreist, Damen anspuckt."
Zu den zu erwartenden Protesten gab sich Guggenbichler betont zurückhaltend: "Nachdem ich das sechs Jahre miterlebe, sehe ich das aber schon sehr gelassen." Es handle sich um eine "klassische Ballveranstaltung, die von Stil, Eleganz und Tradition getragen wird", sagte er.
Betreiber: Ball findet statt
Die Hofburg Betriebsgesellschaft ließ über ihre Pressestelle mitteilen, dass der Ball trotz der Proteste stattfinden werde. Inhalt und Gestaltung des Balles würden dem Veranstalter obliegen. Seitens des Kanzleramtes sowie des Wirtschaftsministeriums gab es vorerst keinen Kommentar. (APA, 9.1.2014)