Bilder: Umbau und Sanierung eines ...

Foto: Kurt Kuball

... Herrenhauses in Klosterneuburg ...

Foto: Kurt Kuball

... aus dem 16. Jahrhundert.

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"Uns ist der respektvolle Umgang mit den Bauherren wichtig", sagen Andreas und Michaela Dreer.

Foto: privat

Kritzendorf – Die Zufahrt ist steil und verwinkelt. Ohne GPS und ohne Vierradantrieb bei Schnee will man hier nicht unbedingt hinauffahren müssen. Schließlich, nach ein paar Minuten hat man das Ende der Sackgasse erreicht und steht sogleich vor zwei blauen Mietcontainern mit Blick auf den Wienerwald. Das Bild an der Schnittstelle von Baustellenästhetik und wilder, romantischer Natur ist wohl das, was man im Architektenjargon gemeinhin als "spannend" bezeichnen würde.

"Alles Mundpropaganda"

"Das ist das Ausweichquartier, denn der Arbeitsraum in unserem Haus ist uns zu eng geworden", sagt Andreas Dreer. "Sobald wir etwas Größeres gefunden haben, verschwinden die Container wieder." Gemeinsam mit seiner Frau Michaela betreibt er das in der Region längst bekannte Architekturbüro Dreer2. "Alles Mundpropaganda. Es läuft wunderbar. Und für 2014 sind wir schon komplett ausgebucht."

Dreer2 ist ein kleines Faszinosum. Das Zwei-Personen-Unternehmen ist auf Privatbauten spezialisiert, plant Einfamilienhäuser, Wohnbauten und Gewerbebetriebe rund um Klosterneuburg und freut sich über volle Auftragsbücher. "Wir sind in Niederösterreich zu Hause, wir kennen uns mit den Bauvorschriften gut aus und wir beherrschen die niederösterreichische Bauordnung mittlerweile in- und auswendig", sagt Michaela Dreer. "Das ist die Marktnische, in der wir es uns gemütlich gemacht haben."

Keine offenen Wettbewerbe

Und tatsächlich: Während die Projektliste in Niederösterreich immer länger und länger wird, lassen sich die Bauten in Wien an einer Hand abzählen. Die meisten Projekte sind Direktaufträge. "An geladenen Wettbewerben nehmen wir gern teil", erklären die beiden. "Aber offene Wettbewerbe kommen nicht infrage. Wir wollen doch nicht unsere Arbeitszeit verschenken!"

An der Außenwand des Containers lehnen Fassadenmuster aus Zedernholzschindeln und Kupfer. Drinnen, in den Regalen und auf den Tischen, steht ein Architekturmodell neben dem anderen. "Wir arbeiten gerne mit Modellen, das ist direkt und unmittelbar und für die meisten auch viel anschaulicher als coole Visualisierungen."

Ausgezeichnete Sanierung

Immer wieder Thema: Bauen im Bestand. Für die Sanierung eines denkmalgeschützten Herrenhauses aus dem Jahr 1550 wurde das Büro mit dem Preis für vorbildliches Bauen des Landes Niederösterreich ausgezeichnet. "Bei Sanierungen und Umbauten sind wir mittlerweile hoch gebildete Käuzchen!" Gerade feilt man an der Aufstockung einer Industriehalle aus den Dreißigerjahren.

Die Projekte von Dreer2 sind im besten Sinne unaufregend. Da fliegt nichts, da schwebt nichts, da wird nicht die Logik des Bauens neu erfunden. "Der Bedarf, uns von anderen Architekturbüros zu unterscheiden, hält sich in Grenzen", sagt Andreas Dreer. "Wichtiger als die individuelle Handschrift ist uns der respektvolle Umgang mit den Bauherren, das Einhalten des Zeitplans und die Abgabe einer Kostengarantie. Das unterschätzen viele." (Wojciech Czaja, derStandard.at, 11.1.2014)