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Bogocz geht, Pirker soll News-Gruppe führen.

Fotos: APA

Eigentümer, Kennzahlen, Magazine der Verlagsgruppe News.

Grafik: DER STANDARD

Wien - Freitag machte Mehrheitseigentümer Gruner + Jahr den neuen Boss der Verlagsgruppe News offiziell: Horst Pirker wird - wie seine Vorgänger - Herausgeber und Vorsitzenden der Geschäftsführung von News. Er soll im Laufe des Frühjahrs seinen neuen Job antreten, Finanzgeschäftsführer Ekkehard Veser führt bis dahin Österreichs marktbeherrschenden Magazinverlag. Axel Bogocz verabschiedet sich mit Ende Jänner offiziell aus der Geschäftsführung.

Gruner + Jahr zitiert Pirker, er freue sich auf eine "herausfordernde Aufgabe". Er wolle das "vielfältige Medienportfolio" nicht nur führen, sondern insbesondere "angesichts der Digitalisierung neu zu interpretieren, ist für mich ein Anspruch, dem ich mich einfach nicht entziehen kann. Ich möchte – gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – zeigen, dass man diese Aufgabe auch offensiv gestalten kann.“

Keine Anteile

Pirker hatte seit längerem angekündigt, er wolle künftig selbst unternehmerisch tätig sein. Das nährte Spekulationen, er könnte bei der Verlagsgruppe News mit dem Führungsjob auch Anteile übernehmen - etwa jene der Gründerfamilie Fellner: Wolfgang Fellner winkt auf STANDARD-Anfrage umgehend klar ab: "Ganz sicher nicht – völliger Schwachsinn. Wir haben keinerlei Interesse, Plan oder Ambition unsere Anteile am News-Verlag zu verkaufen und werden das auch nicht tun." Nach bisherigem Informationsstand dürften auch die übrigen Gesellschafter - Gruner+Jahr sowie Kurier - dem neuen CEO mit seinem Engagment keine Anteile abtreten.

Zuletzt Magazinboutique finanziert

Gerade richtete Horst Pirker eine "Magazinboutique" ein für kleine, anspruchsvolle,  kaufkräftige Zielgruppen: "Architektur aktuell", das Kunstmagazin "Parnass", das politisch-feuilletonistische "Datum".

Nun übernimmt der Nebenberufs-Medienkleinunternehmer die Führung von Österrreichs marktbeherrschendem Magazinkonzern mit "News", "tv-media", "Woman", "Format", "trend" und "Gusto".

Horst Pirker, 54, lange Boss und Expansionsstratege der Styria Media Group,  dann knapp ein Jahr Geschäftsführer des Red Bull Media House. Zuletzt stellte der Kärntner den Grazer Entsorgungsriesen Saubermacher AG strategisch neu auf.

Das braucht auch die News-Gruppe. Die Gründer Helmuth und Wolfgang Fellner verabschiedeten sich 2003; seit 2006 machen sie ihrem alten Verlag, an dem sie 18,7 Prozent halten, mit "Österreich" und  Magazinen Konkurrenz. Im Onlinegeschäft suchte die News-Gruppe lange ihren Weg. 2011 wechselte sie zweimal ihren Geschäftsführer, bis Axel Bogocz kam.

Auflagenschwindel beendet

Er hatte einiges aufzuräumen: Über Jahre meldete die Gruppe weit überhöhte Verkaufsauflagen; Bogocz stellte das ab. Er kam vom vertriebsorientierten Bauer-Verlag; die News-Gruppe baut auf Werbeeinnahmen, und Bogocz sieht sich nicht als Verkäufer. 2013 holte er dafür Anette Hanck als Vize.

Sinkende Ergebnisse und Renditen sorgten für Spardruck im Verlag: News sollte nur alle 14 Tage erscheinen – der Plan wurde rasch verworfen. Jobkürzungen in Dutzenden standen an. Zuvor geht Bogocz.

Inhalte-Maschine, Super-Gau

Was Bogocz zuletzt für die Verlagsgruppe News überlegte, klang schon stark nach Pirkers Visionen noch bei der Styria: Redaktionen ("Content Engines") liefern Inhalte für viele verschiedene Medien und multimediale Plattformen (dem Prinzip widmet sich auch Pirkers seine zweite Dissertation von 2007 über die Zeitungsbranche). Bei der Verlagsgruppe News sollte zuletzt "First" dem Wochenmagazin"News" Societystories zuliefern, "Woman" Modestrecken.

Als die News-Gruppe 2001 die Kurier-Magazine um "Profil" und "Trend" schluckte und Mediaprintgesellschafter "Kurier" beteiligte, sprach Pirker vom "Super-Gau" für Österreichs Medienlandschaft. Nun sucht er eine Zukunft für das Ergebnis dieses größten anzunehmenden Unfalls.

Fellner an Bord

Als Pirker die Styria 2010 verließ, wollte ihn auch die Mediaprint als Geschäftsführer holen. Pirker wollte nicht zu dem Verlagskonzern hinter der "Krone" wechseln, gegen die er seit seinen Jahren als Manager der "Kleinen Zeitung" in Kärnten gekämpft hatte. Am der Verlagsgruppe News hält der kleinere Bruder der "Krone" in der Mediaprint, der "Kurier" 25,3 Prozent. Die Mehrheit gehört Gruner + Jahr, der Magazintochter des Medienriesen Bertelsmann. Die 18,7 Prozent der von Pirker in der Vergangenheit oft heftig kritisierten Fellners sind seit 2006 auf eine Finanzbeteiligung ohne Mitspracherechte reduziert.

Hamburg in Wien

Um Pirker als neuen Chef vorzustellen, fliegen Freitag der seit 2013 neue Vorstand Stephan Schäfer und Auslandsmanager Rolf Heinz von Mehrheitseigentümer Gruner +Jahr in Wien ein. Der langjährige Gruner-Auslandsvorstand Torsten-Jörn Klein ging 2013; er hatte Bogocz zu News geholt.

Wenn Pirker den Zeitschriftenriesen neu aufstellt, womöglich den einen oder anderen Teil abstößt oder einstellt wie bei Saubermacher - was passiert mit seiner "Magazinboutique" Medecco? Pirker sah sich da schon bisher als Anleger. Das Boutiquengeschäft wird wohl Mitgesellschafter Reinhold Gmeinbauer weiterführen. (Harald Fidler, DER STANDARD, 10.1.2014, online ergänzt)