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Sexy war einmal: Das Geschäft mit Unterwäsche hat für Investoren an Reiz verloren. Bei Palmers liegt die Suche nach Geldgebern seit Längerem auf Eis. Hunkemöller lässt sich bei der Expansion in Österreich reichlich Zeit.

Foto: AP/Ossinger

Wien - Die Zeiten, in denen sie sich mit Machtkämpfen innerhalb der Führungsspitze des Wäscheriesen Palmers herumschlug, sind längst vorbei. Den Schritt in die Selbstständigkeit hat sie nie bereut. Astrid Gilhofer lebt nach wie vor von der feinen Spitze - wenn auch abseits großer Konzernstrukturen.

Die frühere Palmers-Managerin besitzt die Markenrechte des 2009 in die Insolvenz gerutschten steirischen Dessousherstellers Sariana. Klar spüre jeder die Konjunkturkrise, sagt sie. Auch harte Konkurrenz durch Textilketten wie H&M will sie nicht kleinreden. Mit zielgerichteten Kollektionen sieht sie sich dennoch gut im Geschäft.

Gilhofer vertraut auf Büstenhalter und Spitze in größeren Größen. Produzieren lässt sie - anders als Palmers, die ihre Wäsche containerweise in Asien ordern - ausschließlich in Europa: bei Lohnfertigern in Ungarn und Lettland - mit größeren Passformen hat man ihrer Erfahrung nach in Fernost wenig verloren. Neben dem Online-Vertrieb führt sie mit ihren 15 Mitarbeitern vier Filialen, eine davon in Deutschland. Heuer sollen einige dazukommen. "Wir suchen neue Standorte, wachsen dabei in kleinen Schritten und finanzieren alles aus dem Eigenkapital."

Außerhalb winziger Nischen ist die Welt der Unterwäsche eine andere. Tiefrote Bilanzen sind an der Tagesordnung, Nähereien mit etlichen Hundert Beschäftigten wurden geschlossen, Shops stehen auf dem Prüfstand, groß angekündigte Expansionen verliefen im Sand.

Zwischen 25 und 50 Läden kündigte die niederländische Lingeriekette Hunkemöller nach ihrem Einstieg in Österreich vor drei Jahren an, bei dem der ehemalige Palmers-Vorstand Martin Zieger, der zuletzt am Drogeriehändler Dayli scheiterte, den Schritt vorgab. Geworden sind es bisher nur vier.

Der langjährige Platzhirsch Palmers suchte jahrelang vergeblich nach Investoren. Nach mehrmaligem Chefwechsel wurde die Mission, die Altlasten aus Frankreich erschweren, im Vorjahr auf Eis gelegt. Anzeichen mehren sich, dass Palmers gute eigene Standorte zu Geld machen und sich schlanker aufstellen will. Einblicke in seine Strategie gab der Konzern schon lange nicht mehr. Stattdessen geriet er jüngst mit dem Ausspionieren kranker langgedienter Verkäuferinnen in das Visier der Arbeiterkammer und die Schlagzeilen.

Der Schweizer Wäschekonzern Triumph trennte sich im Vorjahr aufgrund starker Absatzeinbußen in Europa von 350 Mitarbeitern in Österreich. Der Versuch, die Flauten erneut durch Kurzarbeit abzufedern, misslang. Werke in Oberpullendorf und Aspang sperrten zu. Seither soll ein Viertel der betroffenen Näherinnen bei anderen Betrieben untergekommen sein.

Wolford sucht neuen Chef

Feine Spitze im großen Stil produziert letztlich nur noch Wolford in Österreich. Der Strumpfhersteller zählt hierzulande 830 Vollzeit-Beschäftigte, 600 davon in der Fertigung in Bregenz. 200 weitere nähen in Murska Sobota in Slowenien. Die Produktionstechnik ist mit Patenten abgesichert, etwa für die Kunst der seidenen Strumpfhose mit mehr Löchern denn Stoff.

Dass sich die Kapazitäten angesichts wachsenden Kostendrucks und weltweiter Billigfabriken auf Dauer halten lassen, wird in der Branche stark bezweifelt. Wolford selbst gibt sich weiterhin zuversichtlich: Alles Know-how bleibe in Österreich. Auslagerungen seien kein Thema, weder in der Strickerei noch in der Formerei.

Am Freitag teilte der Konzern mit, sich von seinem Vorstandschef zu trennen. Holger Dahmen legt sein Mandat nach zehn Jahren an der Spitze zurück. Ein Nachfolger wird gesucht; seine Aufgaben übernehmen vorerst die Vorstände Thomas Melzer und Axel Dreher. Letzterer führte lange die Geschäfte von Triumph Österreich.

Für 2013/14 zeichnet sich bei Wolford ein Verlust von fünf Millionen Euro ab. Die Vorarlberger sehen vor allem den Großhandel mit seinen 3000 weltweiten Partnern als Sorgenkind. Auf ihre Profitabilität abgeklopft werden auch eigene Filialen, neu eröffnet werden soll nur noch in Toplagen. Das Sortiment erfährt eine Straffung. Eng ist freilich auch der Kundenkreis, in dem sich Wolford mit seiner figurbetonten Mode für Frauen bewegt. Den Markt für die breitere Masse überlässt man anderen.

Mehrheitseigentümer des Konzerns ist Familie Palmers, die sich einst von der gleichnamigen Wäschekette trennte und sich primär im Immobiliengeschäft engagiert. Ein Viertel der Anteile besitzt der Schweizer Ralph Bartel, Gründer des Reiseportals Travelzoo.

Verluste verbuchen auch italienische Mitbewerber: Die CCI Handelsgesellschaft - Dach über Intimissimi und Calzedonia - weist in Österreich in ihrer Bilanz seit Jahren ein Minus aus, zuletzt waren es knapp 2,6 Millionen Euro. (Verena Kainrath, DER STANDARD, 11.1.2014)