Wien - Nationalratspräsidentin Barbara Prammer (SPÖ) sieht beim Thema Vermögenssteuern noch "ein bisschen Zeit" - und wollte deshalb am Sonntag in der Fernseh-"Pressestunde" die ÖVP nicht drängen. Die geplanten Steuererhöhungen verteidigte sie. Zur Parlamentssanierung hofft sie auf eine Entscheidung am Mittwoch und eine Absage des Akademikerballs in der Hofburg wäre für Prammer "ein schönes Signal".
Den Akademikerball sollte die Hofburg Betriebsgesellschaft absagen - so wie es KZ-Überlebende in einem Brief gefordert haben. Denn "derartige Bälle sind schon ein Anlass der Provokation" - und man sollte "auf die Überlebenden hören", empfahl Prammer. Mit Kritik bedachten FPÖ und Grüne die Ausführungen von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer (SPÖ) am Sonntag in der Fernseh-"Pressestunde".
FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl fand es in einer ersten Reaktion "traurig und beschämend", dass es für die Nationalratspräsidentin offenbar problematisch sei, wenn eine parlamentarische Partei wie die FPÖ einen Ball veranstalte. Er forderte in einer Aussendung "einen objektiven Blick auch auf diesen Ball" und "kein subjektives Bewerten und Aburteilen auf Basis ihrer linken Ideologie".
Keine Auszeit
Eines der vielen besprochenen Themen in der "Pressestunde" war auch die Krebserkrankung der Nationalratspräsidentin. Es gehe ihr gesundheitlich "gut", sagte Prammer, wenngleich freilich "anders als vor meiner Erkrankung". Sie müsse "da und dort ein wenig zurückstrecken", an eine Auszeit habe sie aber nicht gedacht.
Die von der SPÖ gewollten Vermögenssteuern werden - auch wenn sie nicht im Regierungsprogramm stehen - Thema, wenn es um die Finanzierung der Entlastung des Faktors Arbeit im Rahmen der "gewollten großen Steuerreform" geht, ist Prammer überzeugt. In dieser Debatte werde man dann "kein Denkverbot haben", meinte sie, angesprochen darauf, dass sich der Salzburger ÖVP-Landeshauptmann Wilfried Haslauer positiv zu Vermögenssteuern geäußert hat. Vor der Steuerreform habe die Regierung aber noch das Budget zu "stabilisieren" und dafür sollte man ihr zwei Jahre Zeit lassen.
Keine Einwände gegen Steuerpaket
Kein Problem hat Prammer damit, dass das Abgabenänderungsgesetz nach kurzer Begutachtung schon im Februar im Parlament beschlossen werden soll. Von "durchpeitschen" wollte sie da nicht sprechen, nur von einer "Intensivphase an Arbeit für die Abgeordneten", damit das Gesetz rechtzeitig in Kraft treten kann. Und mit "guten Terminsetzungen" werde eine seriöse Diskussion möglich sein. Inhaltlich hat Prammer auch nichts gegen das Steuerpaket: Bei den Autofahrern werde differenziert, die Erhöhungen träfen vor allem Besitzer großer starker Wagen - und "Rauchen ist ungesund", womit eine Steuererhöhung auch in Ordnung sei, sagte Prammer, die - wie sie eingestand - aber "leider immer noch Raucherin" ist.
Bei den Parlamentsthemen stand die Sanierung im Vordergrund. Am Mittwoch sollen die Fraktionen in einer Sonderpräsidiale entscheiden, welche der vorgelegten Varianten umgesetzt wird. Die Arbeiten sollten 2017/18 aufgenommen und nach zwei bis drei Jahren abgeschlossen werden, erläuterte Prammer. Als Ausweichquartier priorisiert sie die Hofburg. Sollte es jetzt keine Entscheidung geben, müsse sie ein Ersatzquartier suchen. Denn "irgendwann wir es so weit sein, dass dieses Haus geschlossen werden muss".
"Sehr froh" ist Prammer, dass zum Demokratiepaket wenig im Regierungsprogramm steht - nämlich nur, dass eine Enquetekommission im Parlament eingerichtet wird. Denn das sei eine Aufgabe des Parlaments. Prammer hofft, in der Frage der Behandlung erfolgreicher Volksbegehren einen "guten Mittelweg" zu finden. Bei den Untersuchungsausschüssen geht es aus ihrer Sicht zunächst vor allem darum, die Spielregeln zu reformieren. Die Verhandlungen dazu habe sie in der vorigen Periode abbrechen müssen, weil "alle so einzementiert waren". Zum Minderheitenrecht bei der Einsetzung gebe es einen SPÖ-Parteitagsbeschluss. Die Partei werde wohl "nicht gegen den eigenen Vorschlag vorgehen", meint Prammer.
Prammer über Krainers Posten
Etwas distanziert äußerte sich die Nationalratspräsidentin dazu, das der SPÖ-Finanzsprecher im Parlament, Jan Kai Krainer, auch wirtschaftspolitischer Berater von Kanzler Werner Faymann (SPÖ) werden soll. Das sei "natürlich optisch ein bissl schwierig", Krainer müsse es "selbst verantworten, wenn er diesen Schritt setzt" und werde dann "sicher enorm unter die Lupe genommen werden". Andererseits gebe es natürlich viele Berufe, wo man Abgeordneten "Befangenheit" vorwerfen könnte, weshalb ja auch die Gesetze über die Vereinbarkeit nachgeschärft worden seien. Ob man noch weiter nachschärfen müsse, werde sich zeigen.
Keine Prognose wollte sie zur EU-Wahl abgeben - nur, dass die SPÖ hier einen "schwierigen Wahlkampf" zu führen hat. Angesichts des Aufwindes für die Rechten sieht Prammer die "große Herausforderung", ein "soziales Europa" zu schaffen - und endlich die Erkenntnisse aus der Finanzkrise umzusetzen. (APA, 12.1.2014)