Da startet man voll guter Vorsätze ins neue Jahr, hat den Vitaminpillenschrank mit allem aufmagaziniert, was bunt und teuer ist, reduziert die Schnitzeldosis auf das gerade aushaltbare Minimum (nur noch eines pro Tag!) und will dem Körper auch sonst nur Gutes tun.

Und dann das: In einer der umfassendsten Studien überhaupt hat die renommierte Johns Hopkins School of Medicine in Baltimore jetzt nachgewiesen, dass der ganze Vitaminplunder im besten Fall für die Fisch' ist. Vitamine gegen Gedächtnislücken, Gelenkschmerzen, Zahnfleischbluten, Husten oder gar Herzkrankheiten: Für jedes reale oder eingebildete Wehwehchen gibt es ein "lebenswichtiges" Präparat, dessen Einnahme als aktive Gesundheitsförderung durchgehen darf - dessen tatsächlicher Nutzen sich aber lediglich in der finanziellen Gesundheit der Verschleißer niederschlägt.

Wer sich so ernähre, wie das in Wohlstandsgesellschaften üblich sei, könne laut Studienautor Edgar Miller gar nicht in Verlegenheit kommen, eine Vitamindefizienz aufzureißen: "Wir sind generell überernährt, da kommt es kaum je zu Mangelerscheinungen."

Einerseits ist das tröstlich - wäre ja noch schöner, wenn der Junk, den wir alle Tage wieder in uns hineintun, auch noch zu Mangelerscheinungen führte. Andererseits aber auch ernüchternd: Wer sich bislang mit Vitaminen aufpäppeln wollte, hat damit in Wahrheit nur eines produziert: richtig teures Lulu. (corti, DER STANDARD, 13.1.2014)