Zusammen ist man weniger allein. In einer Wirtschaftskrise stimmt dieses Motto mehr denn je. Europas Binnenmarkt könnte daher ein wichtiger Teil der Lösung für viele von Europas drängenden Problemen sein.

Doch er bleibt unvollkommen. Europas Binnenmarkt fußt auf dem Papier auf vier Grundfreiheiten als Säulen des "Single Market". Doch eine Säule bleibt unterentwickelt. Während Kapital, Waren und Dienstleistungen schon heute nahezu uneingeschränkt über die Grenzen der EU-Staaten fließen, verharrt der wichtige Faktor Arbeit innerhalb enger, nationaler Grenzen. Eine Studie der OECD zeigt, dass Europas Arbeitsmärkte nicht mit der Mobilität von Kapital oder Waren mitgehalten haben. Ganz anders in den USA: Krisen in einzelnen Bundesstaaten führen dort zu Abwanderung in wirtschaftlich erfolgreichere Landesteile.

Die große Kluft zu den USA hat nicht nur mit Sprachbarrieren innerhalb der EU zu tun. Auch unterschiedliche Rechts- und Sozialsysteme machen Migration in Europa unnötig schwer. Während Brüssel gerade ein Freihandelsabkommen mit den USA verhandelt, wäre es daher sinnvoller, innerhalb Europas die Grundfreiheiten mit mehr Leben zu füllen. Mehr Arbeitsmobilität wäre ein Teil der Lösung für die soziale Krise in Südeuropa mit Arbeitslosenraten jenseits der 20 Prozent. Die Misere wird aber unnötig lange dauern, weil im geteilten europäischen Arbeitsmarkt das Leid eben nicht geteilt wird. (Lukas Sustala, DER STANDARD, 13.1.2014)