Ob der Plan der Zentralafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft langfristig halten würde, mit dem erzwungenen Rücktritt des Präsidenten der Zentralafrikanischen Republik, Michel Djotodia, Ruhe im gespaltenen Land zu schaffen, erschien schon bald als fraglich: Neben punktuellen Verbrüderungen gab es am Wochenende auch neue Gewaltausbrüche und weitere Tote.
Eine echte Entmachtung war es angesichts der Befugnisse, die Djotodia zuletzt noch ausübte, jedenfalls nicht. Von den mehrheitlich muslimischen Séléka-Milizen, an deren Spitze er im März ins Amt gelangt war, hat er sich losgesagt - auch weil er deren Kämpfen mit christlichen Milizen kein Ende bereiten konnte. Dass ein Nachfolger bessere Friedensaussichten bietet, muss bezweifelt werden. Das Land ist nicht nur ethnisch und religiös zerrissen; es ist auch mehr denn je anfällig, zum Interessenspielball seiner Nachbarn zu werden. Im Land befindlichen Friedenstruppen wurde schon bisher Parteilichkeit vorgeworfen.
Auch Frankreich kann man angesichts wirtschaftlicher Interessen, die Paris immer noch mit Bangui verbinden, über das Humanitäre hinausgehende Ziele vorwerfen. Dennoch dürfte der französische Einsatz bisher noch Schlimmeres verhindert haben. Dass afrikanische Konflikte darüber hinaus von afrikanischen Staaten gelöst werden sollten, ist eine alte Weisheit - ebenso wie jene, dass die Teilnehmer an Friedensmissionen nicht Partei sein sollten. (Manuel Escher, DER STANDARD, 13.1.2014)