Was halten Sie von den Steam Machines?

Foto: Alienware, Falcon

Vergangene Woche wurden im Rahmen der Consumer Electronics Show in Las Vegas die ersten 13 Steam Machines von ebenso vielen Herstellern enthüllt. Drei Sachen haben die Computer alle gemeinsam: Sie sind im Vergleich zu gewöhnlichen Desktop-PCs relativ klein, als Betriebssystem kommt SteamOS, eine Linux-Distribution, zum Einsatz und ein so genannter Steam Controller ist den Geräten beigelegt. Ansonsten könnten die vorgestellten Angebote nicht unterschiedlicher sein. Von 500 Dollar günstigen Einsteigercomputern bis zu 6.000 Dollar teuren High-End-Rechnern ist alles zu haben. Ein Produktsalat, der bei den Vertretern der Presse und vielen Lesern bislang auf wenig euphorische Reaktionen stieß. Noch scheint die Linux-Revolution am Videospielmarkt nicht absehbar zu sein.

Zu kompliziert

"Steam Machines unterscheiden sich durch den Preis, die Spezifikationen, die Modellausstattung und den Hersteller", streicht die Plattform VG247 einen der größten Kritikpunkte auch innerhalb der Community in einem Kommentar hervor und warnt davor, dass das Angebot für Konsumenten dadurch "zu kompliziert" sein könnte. Anstatt eine einfache Lösung für Spieler bereitzustellen, um PC-Spiele im Wohnzimmer am Fernseher zocken zu können, werde man wie bisher am PC-Markt mit einer Fülle an technischen Spezifikationen und Lösungen überfordert. Durch die einheitliche Vermarktung als Steam Machine werde in Wahrheit nichts vereinfacht. "Die Situation hat das Potenzial massiv zu enttäuschen. Ich will mit dem TV Zugang zu den PC-Erlebnissen haben, die Konsolen schlichtweg nicht bieten; die unfertigen Alpha-Versionen, die coolen Indie-Games, die erst 18 Monate später auf der PS Vita landen, die AAA-Spiele, die durch Modifikationen in so viele unglaubliche Richtungen weiterentwickelt wurden, die experimentelle, hoch ambitionierte Erfahrung, die ich einfach nirgendwo anders bekomme." Der Ruf nach einer einheitlichen Steam Machine wird laut.

Offene Schönheit

"Valve sieht eine Zukunft der Offenheit hervor - offene Wohnzimmer und offene PCs und offener Code - und das ist eine wunderschöne Vorstellung. Oder ein Haufen Müll", schreibt Joystiq. Der Branchenseite fehlt zum Auftakt der Steam Machines eine konkrete Richtungsvorgabe seitens Valve. "Ich bin sicher, dass Valve an das Potenzial der Steam Machines glaubt, aber die Tatsache, dass man keine eigene Hardware in den Ring geworfen hat, zeigt einen Mangel an Überzeugung von der eigenen Idee oder zumindest das Fehlen von Klarheit."

Anstelle dessen gehe Valve auf Nummer sicher und schiebt das Risiko zur Gänze auf die Hardware-Hersteller, die sich von der Namenslizenzierung einen Marketingschub erhoffen. "Während dessen kann Valve Daten sammeln und sich ansehen, ob Hardware eine gute Investition darstellt. Es ist genial", so Joystiq.

Auf lange Sicht

Vielleicht noch pragmatischere Fragen stellt Eurogamer. Wer soll sich eine Steam Machine kaufen, wenn heute gerade einmal 300 Spiele der tausenden existierenden Steam-Games für Windows unterstützt werden? Weshalb sollten Entwickler Games für SteamOS portieren, wenn keiner eine Steam Machine kauft? Noch dazu, wenn man jeden existierenden Windows-Computer mit einem Steam Controller und dem Big Picture Mode des Steam-Clients auch zur Steam Machine machen kann. "Die Antwort ist, dass Valve in Dekaden denkt und nicht in Konsolengenerationen. Vor zehn Jahren hatte Steam ein Spiel: 'Half-Life 2'. Heute ist es die einzige Plattform von Bedeutung. SteamOS hat heute 300 Spiele und sie werden auch noch funktionieren, wenn PS4 und Xbox One längst Geschichte sind. Wie das Wachstum von Steam von Null auf 65 Millionen Nutzer, wird es eine graduelle Entwicklung." Die Bedeutung von Steam Machines am Hardware-Markt neben Windows-PCs und Konsolen und von SteamOS neben Windows und Mac wird man daher erst in vielen Jahren beurteilen können. Frühe Vergleiche und Schlüsse seien nicht zielführend. (zw, derStandard.at, 13.1.2014)